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Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht;
1. Petrus 2, 9
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Was für große Worte! Was für gewaltige Aussagen! Welch hohe Berufung! Es ist
kaum zu fassen: Damit sind wir gemeint, wenn wir Christus angehören! Dann ge-
hören wir auf die Seite Gottes, dann sind wir Königskinder, dann sind wir von wahrem
Adel, auch dann, wenn wir äußerlich noch so unscheinbar und ärmlich aussehen mögen
und auch sonst nichts Besonderes zu sein scheinen.
Aber ist das vielleicht auch nur ein "billiger Trost", etwas, womit wir uns selbst etwas
vormachen? Etwas, woran wir uns "hochziehen" und, wenn es schlimm kommt, größen-
wahnsinnig, selbstgerecht und überheblich werden lässt? Eine Art von Opium, mit dem
wir uns selbst berauschen um unsere eigene Bedeutungslosigkeit ertragen zu können?
Alles dieses ist ja schon behauptet worden und die Gegner des Christentums werden
auch weiterhin nicht müde, die Christen als Sonderlinge vorzuführen, die nicht alle
fünf Sinne beisammen haben, die als "nicht ganz recht" und mitunter sogar als "gefährlich"
anzusehen sind.
Mit solchen "Beurteilungen" werden wir Christen auch in Zukunft leben müssen,
wobei die Feindschaft gegenüber den Christen, und damit auch gegen Gott, eher
noch zunehmen wird. Grund genug zu fragen, warum uns im Wort Gottes solche
Zusagen gemacht werden.
Bei Licht besehen, haben diese Aussagen allerdings überhaupt nichts Überzogenes
an sich, sondern sind nüchterne Feststellungen, die voll und ganz auf der biblischen
Linie liegen und uns Trost und Ermutigung, aber auch Verpflichtung sind, denn der
Vers gliedert sich in zwei Teile, wobei im ersten Teil gesagt wird, wer wir sind und
im zweiten welche Folgen das hat und was der Grund für unsere Berufung ist.
Da sind zuerst die vier Eigenschaften: Auserwähltes Geschlecht, königliche Priester-
schaft, heiliges Volk und Volk des Eigentums. Über jeden dieser Titel könnte man eine
riesige Abhandlung schreiben. Deshalb hier nur in aller Kürze:
Auserwähltes Geschlecht: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt,
sagt Jesus seinen Jüngern, und im Römerbrief lesen wir von Gottes freier Gnadenwahl.
Es ist nicht unser Verdienst und unsere Leistung, wenn wir zu Gott gehören, und es
bleibt ein Geheimnis, wo die Schnittstelle zwischen dem Ruf Gottes und unserer Ent-
scheidung, diesem Ruf zu folgen, liegt.
Königliche Priesterschaft: Seit Jesus Christus als unser Hoherpriester in das himm-
lische Heiligtum eingegangen ist (wie es im Hebräerbrief ausgeführt wird) und unser
Mittler - nichts anderes ist ein Priester - geworden ist, brauchen wir keine menschli-
chen Priester mehr. Jeder Glaubende hat unmittelbar selbst Zugang zu Gott.
Was uns heute selbstverständlich erscheint, war nicht immer so! Als zu Christus,
dem königlichen Herrn, gehörend, sind wir selber zum Priesterdienst für andere
gerufen, in dem wir ihnen, vollmächtig ausgestattet, selbst den Weg zu Gott weisen,
Trost und, im Namen Gottes, sogar Vergebung zusprechen können.
Als das heilige Volk und das Volk des Eigentums, sind wir für Gott ausgesondert,
sind wir die aus der Welt Herausgerufenen, die zwar noch in dieser Welt leben,
aber doch nicht mehr zu ihr gehören. Das wird in zahlreichen Bibelstellen ebenso
bestätigt, wie auch, dass dieses zur Feindschaft seitens der Gott abgestorbenen
Welt führt, für die wir Fremdkörper sind.
Die gottferne Welt ist voll Finsternis. Ohne Gott geht es immer in den Abgrund. Davon
gibt das Geschehen in der Welt täglich ein beredtes Zeugnis. Deshalb sollen wir Salz
und Licht sein und das Evangelium der Welt gegenüber klar und eindeutig bezeugen.
Und das deshalb, weil wir aus der Finsternis der Welt herausgenommen und in das
herrliche Licht der Erkenntnis Gottes gestellt wurden, und damit "mehr wissen", als
die gottferne Welt, sind wir verpflichtet, diese "aufzuklären".
Eines dürfen wir aber dabei nie vergessen: Trotz unserer hohen Berufung sind wir keine
"besseren Menschen". Es ist Gnade, dass uns Gott, trotz unserer weiterhin bestehen-
den Unzulänglichkeiten, gebrauchen will.
Das muss bei uns wiederum zu einer unaufdringlichen, verstehenden Liebe, ohne den
geringsten Anflug von Druck und Zwang, gegenüber den Verlorenen führen. Schon deshalb,
weil wir selbst auch nur aus der Vergebung, der Nachsicht und Güte Gottes leben, ehemals
selbst Verlorene waren und das auch wieder werden können, wenn wir abfallen sollten!
Dabei sollten wir aber unbedingt ein ernstes Wort Jesu beherzigen, der sagte, "wenn das
Salz kraftlos wird, dann wird es unter die Leute geworfen und zertreten". Wenn wir nicht
entsprechend zeugnishaft leben und handeln, werden wir zum Gespött der Leute und sind
zu nichts mehr zu gebrauchen, als eben nur dazu, platt gemacht zu werden.
Hier frage ich mich manchmal, warum wohl der christliche Glaube in unseren Breiten an
Überzeugungskraft verloren hat.
Deshalb heißt es auch hier, aufsehen zu Jesus, als den Anfänger und Vollender unseres
Glaubens und treu an seiner Seite zu bleiben.
Ich weiß, woran ich glaube,
ich weiß, was fest besteht,
wenn alles hier im Staube
wie Sand und Staub verweht;
ich weiß, was ewig bleibet,
wo alles wankt und fällt,
wo Wahn die Weisen treibet
und Trug die Klugen prellt.
Ich weiß, was ewig dauert,
ich weiß, was nimmer läßt;
mit Diamanten mauert
mir's Gott im Herzen fest.
Die Steine sind die Worte,
die Worte hell und rein,
wodurch die schwächsten Orte
gar feste können sein.
Auch kenn ich wohl den Meister,
der mir die Feste baut,
er heißt der Herr der Geister,
auf den der Himmel schaut,
vor dem die Seraphinen
anbetend niederknien,
um den die Engel dienen:
ich weiß und kenne ihn.
Das ist das Licht der Höhe,
das ist der Jesus Christ,
der Fels, auf dem ich stehe,
der diamanten ist,
der nimmermehr kann wanken,
der Heiland und der Hort,
die Leuchte der Gedanken,
die leuchten hier und dort.
So weiß ich, was ich glaube,
ich weiß, was fest besteht
und in dem Erdenstaube
nicht mit als Staub verweht;
ich weiß, was in dem Grauen
des Todes ewig bleibt
und selbst auf Erdenauen
schon Himmelsblumen treibt.
(Lied 'Ich weiß, woran ich glaube', Autor: Ernst Moritz Arndt, 1819)
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