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Keine Behinderung kein Unglück ohne Gottes Willen
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Wer hat dem Menschen den Mund geschaffen? Oder wer hat den Stummen oder Tauben oder Sehenden oder Blinden gemacht?
Habe ich's nicht getan, der HERR?
2. Mose 4,11
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Ist etwa ein Unglück in der Stadt, das der HERR nicht tut?
Amos 3,6
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Dieser Tage waren wir in einem Cafe, als eine Gruppe von Menschen
hereinkam, bei der erkennbar war: „Aha, die haben heute Ausgang!“
Bei diesem Gedanken fiel mir der Vers aus 2. Mose 4,11 ein, und ich
fragte mich, warum einem eigentlich, beim Anblick einer Behindertengruppe, nichts anderes einfällt.
Der Vers, der mir einfiel, steht allerdings in einem anderen Zusammenhang. Es geht um die Berufung des Mose, bei der er sich etwas unwillig
anstellte.
Aber dieser Umstand ist hier eigentlich nicht wichtig, sondern es geht
um die Aussage Gottes, wonach er auch den Behinderten geschaffen
hat. Denn die Aussage stumm, taub, blind, lässt sich ganz gewiss auf
alle anderen Behinderungen und letztlich sogar auf Krankheiten übertragen.
Ich finde diese Aussage sehr erstaunlich, und hier wird Gott rätselhaft
für uns. Wir erwarten doch, dass Gott gesunde und vollkommene Menschen schafft oder doch zumindest Behinderte gesund werden lässt.
Nach dieser Aussage zu urteilen, ist dies aber eine menschliche
Wunschprojektion auf Gott, der Gott nicht entsprechen muss.
Ein behinderter Mensch ist demnach kein „Betriebsunfall“ oder gar eine
„Schlamperei“ Gottes, der damit seine „Unfähigkeit“ bewiesen hat, und
es ist auch nicht so, dass daraus geschlossen werden könnte, dass es
keinen Gott gibt, weil er sonst so etwas „nicht zulassen würde“ – nein
Gott sagt ganz klar: „Ich habe auch diese Menschen gemacht und so
gewollt“.
Das sollte uns sehr zu denken geben. Demnach hat kein Mensch das
Recht hier „korrigierend“ einzugreifen, in dem „unwertes Leben“ vernichtet
oder abgetrieben wird. Und was in unseren Augen „unwert“ erscheint,
kann Gott zu seiner Verherrlichung auch „ganz groß“ machen. Beispiele
hierfür gibt es genügend. Abgesehen davon hat auch der Behinderte
eine Funktion im menschlichen Miteinander.
Eine andere erstaunliche Aussage ist die aus Amos 3, 6. Im Kontext geht
es um das Gerichtshandeln Gottes gegenüber seinem Volk, das Gottes
Gebote gröblich missachtet hat. Im Bezug auf Behinderte sollte darüber
nachgedacht werden, inwieweit wir davon selbst betroffen werden könnten.
Gott ist keiner, der Gefallen am Unglück hat. Er ist der, der am Ende
immer alles zum Guten wenden will. Trotzdem offenbart sich Gott hier
als souveräner Herr über Alles, der sich nicht an unseren menschlichen
Vorstellungen und Wunschbildern orientiert. Demnach geschieht kein
Unglück, ohne dass es Gott zugelassen oder sogar bewirkt hätte.
Auch das ist sehr erstaunlich.
Hieraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen.
Einmal der, dass Gott in des Wortes totaler Bedeutung allmächtig und
absoluter Herr der Welt und der Geschichte ist, dem niemand gewachsen
ist, der in seinem Tun völlig frei ist, niemanden Rechenschaft schuldet und
niemandem verpflichtet ist.
Die andere Seite ist, dass Gott, obwohl er dazu nicht verpflichtet ist und
wir von IHM nichts fordern können, in absolut souveräner und vollkommener
Freiheit, allein aus Liebe, aus Zuneigung (ein anderes Wort für „Gnade“)
das Gute, Schöne und Vollkommene für uns will, selbst da, wo er uns
fremd und feindlich gegenüber zu stehen scheint.
Und auch dann, wenn Gott uns Zusagen macht und Verheißungen gibt,
Bünde mit Menschen schließt, an die er sich in seiner Treue bindet, bleibt
er auch dabei der aus eigenem Entschluss, in vollkommener Freiheit und
aus Liebe Handelnde. Bei Licht besehen, kann das bei Gott eigentlich gar
nicht anders sein. Nur Menschen können Zusagen und Verpflichtungen zu
Zwängen werden – Gott hingegen nicht.
Wenn wir uns hier von Gott leiten lassen und IHM in allen Stücken vertrauen, auch da, wo es nicht so gut zu laufen scheint, wird uns das zum
großen Segen. Hier passt der Vergleich mit dem Weben prächtiger Stoffe:
Alle Fäden scheinen wirr und völlig chaotisch durcheinander zu laufen. Am
Ende fügt sich aber alles zu einem herrlichen Muster zusammen.
Gott möge unseren schwachen Glauben stärken, damit wir in allen Wechselfällen des Lebens immer seine Hand und beständige Gegenwart spüren.
Nun danket alle Gott
Mit Herzen, Mund und Händen,
Der große Dinge tut
Ans uns und allen Enden;
Der uns an Leib und Seel
Von früher Kindheit an
Unzählig viel zu gut
Bis hieher hat getan.
Der ewig reiche Gott
Woll uns in unserm Leben
Ein Immer fröhlich Herz
Und edlen Frieden geben,
Und uns in seiner Gnad
Erhalten fort und fort
Und uns aus aller Not
Erlösen hier und dort.
Lob, Ehr und Preis sei Gott,
Dem Vater und dem Sohne
Und dem, der beiden gleich
Im höchsten Himmelsthrone,
Dem dreimal einen Gott,
Wie er ursprünglich war
Und ist und bleiben wird
Jetzund und immerdar!
(Lied 'Nun danket alle Gott',
Autor: Martin Rinkart, 1636)
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