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Ein ungläubiges und verkehrtes Geschlecht
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und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, und sie konnten ihm nicht helfen. Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubige und verkehrte Art, wie lange soll ich bei euch sein? wie lange soll ich euch dulden? Bringt ihn hierher! Und Jesus bedrohte ihn; und der Teufel fuhr aus von ihm, und der Knabe ward gesund zu derselben Stunde. Da traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Warum konnten wir ihn nicht austreiben? Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Unglaubens willen. Denn wahrlich ich sage euch: So ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so mögt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein. Matthäus 17,16-20 (Luther 1912) |
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Da ist ein Vater in großer Not. Sein Sohn ist mondsüchtig bzw. besessen, und wenn der Geist über ihn kommt, wird der Junge zu unmöglichem, lebensbedrohlichem, Tun getrieben.
Hilfe suchend wendet sich der Vater an die Jünger Jesu. Aber die können (leider) nicht helfen. Da wendet sich der Vater an den Meister, an Jesus, selbst.
Alle Synoptiker (Matthäus, Markus und Lukas) berichten diese Geschichte, wenn auch mit geringen Abweichungen, was auf
die unterschiedlichen Sichtweisen der Berichterstatter zurückzuführen ist.
Dass alle davon berichten spricht dafür, dass dieser Geschichte
eine besondere Bedeutung zukommt. Beim Vergleich der verschiedenen Berichte ist immer eines gleich:
Die Jünger können nicht helfen und Jesus äußert seinen Unmut
über das „ungläubige und verkehrte Geschlecht“ und fragt „wie lange soll ich noch bei euch sein und euch ertragen?“
Interessante Frage: Wen meint Jesus wohl damit?
Wir wären auf den ersten Blick vielleicht geneigt, hier nur das „ungläubige Volk“ zu sehen, zumal auch der Vater des Jungen, wie Markus berichtet, Zweifel äußert.
Bei Matthäus wird allerdings besonders deutlich – was auch die Ausleger so verstehen – dass mit dem „nur schwer zu ertragenden, ungläubigen und verkehrten Geschlecht“ auch die Jünger Jesu selbst gemeint sind.
Jesus sagt seinen Jüngern, dass es ihr „Kleinglaube“ ist, der sie daran gehindert hat, den besessenen Jungen zu heilen.
Das ist sehr bemerkenswert und sollte uns hellhörig machen und fragen lassen, ob Jesus vielleicht Grund dazu hätte, auch über uns Unmut zu äußern.
(Ich gehe davon aus, dass dem so ist. Deshalb danke ich Jesus täglich im Gebet, dass er die Christenheit und damit uns trägt und auch erträgt.)
Und hier müssen wir uns immer wieder ermahnen und zurecht bringen lassen.
Die Wuppertaler Studienbibel kommentiert zu den heutigen Versen folgendes:
„Kleinglaube und Unglaube sind vor Gott dasselbe. Dieser Kleinglaube der Kinder Gottes bereitet dem Herrn mehr Schande und Unehre, als der Unglaube der Gottlosen.
Der Ausdruck „Berge versetzen“ ist eine damalige übliche Redewendung und bedeutet, etwa unmöglich Scheinendes möglich zu machen.
Der Glaube von dem Jesus hier spricht, ist allerdings nicht der Glaube den jeder Christ hat, sondern der vollmächtige Glaube als Gnadengabe Gottes.“
Auch wenn wir keine Vollmacht zum Heilen haben, müssen wir uns trotzdem fragen lassen, ob wir Jesus wirklich ernsthaft zutrauen, dass er unsere Gebete erhört und uns und andere aus Notlagen retten kann.
Wenn wir ehrlich sind, haben wir schon oft die Durchhilfe des Herrn erlebt und müssten eigentlich wissen, dass Jesus hilft.
Trotzdem sinkt uns immer sehr schnell der Mut, wenn wir in eine kritische Situation kommen.
Da sind wir kein bisschen anders als die Jünger, die auch schnell verzagten, wenn es kritisch wurde und die sofort alles vergaßen, was Jesus bis dahin an Zeichen und Wundern, als Beweis für seine Vollmacht, getan hatte.
Wir können deshalb immer wieder nur das eine tun, was auch der Vater des Jungen tat: Er schrie:
Ich glaube, hilf meinem Unglauben! (Markus 9,24) Glauben wir, dass Jesus uns erhört, wenn wir das von IHM erbitten? Hier fängt es bereits an, mit dem Glauben!
Wenn wir in höchsten Nöten sein
und wissen nicht, wo aus noch ein,
und finden weder Hilf' noch Rat,
ob wir gleich sorgen früh und spat:
So ist dies unser Trost allein,
dass wir zusammen insgemein
dich rufen an, o treuer Gott,
um Rettung aus der Angst und Not.
Und heben unsre Aug'n und Herz
zu dir in wahrer Reu' und Schmerz
und suchen der Sünd' Vergebung
und aller Strafen Linderung,
Die du verheißest gnädiglich
allen, die darum bitten dich
im Namen dein's Sohns Jesu Christ,
der unser Heil und Fürsprech ist.
Drum kommen wir, o Herre Gott,
und klagen dir all unsre Not,
weil wir jetzt stehn verlassen gar
in großer Trübsal und Gefahr.
Sieh nicht an unsre Sünde groß,
sprich uns derselb'n aus Gnaden los,
steh uns in unserm Elend bei,
mach uns von allen Plagen frei,
Auf dass von Herzen können wir
nachmals mit Freuden danken dir,
Gehorsam sein nach deinem Wort,
dich allzeit preisen hier und dort!
(Lied 'Wenn wir in höchsten Nöten sein',
Nach dem lateinischen In tenebris nostrae bei Joachim Cameracius (1500-1574) von Paul Eber 1566)
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