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Und der fünfte Engel posaunte: und ich sah einen Stern, gefallen vom Himmel auf die Erde; und ihm ward der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben. Und er tat den Brunnen des Abgrunds auf; und es ging auf ein Rauch aus dem Brunnen wie ein Rauch eines großen Ofens, und es ward verfinstert die Sonne und die Luft von dem Rauch des Brunnens. Offenbarung 9,1-2 (Luther 1912) |
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Über die Aussagen im Buch der Offenbarung lässt sich trefflich streiten, und es gibt unendlich viele Auslegungen und Deutungen. Weil es im Wort Gottes auch um die unsichtbare, aber deshalb nicht weniger reale Wirklichkeit geht, kann vieles nur bild- und gleichnishaft beschrieben werden.
Ich will es einmal mit einer Auslegung der beiden Verse versuchen, wobei ich mich nachfolgender Deutung der einzelnen Begriffe anschließe:
Die Sonne steht für Gott, als das Licht, das alles erhellt. Der Mond, der in diesen Versen allerdings eben so wenig, wie die Erde, vorkommt, steht für die menschliche Erkenntnis, die das Licht der Sonne reflektiert. Erde und Luft stehen für die Welt, als den Lebens- und Kulturkreis der Menschen.
Sterne symbolisieren Engel oder auch Dämonen. Im Vers 1 dürfte der Satan selbst gemeint sein, der, wie die Schrift an anderer Stelle berichtet, aus dem Himmel hinab auf die Erde geworfen wurde.
Der Abgrund steht für das Reich der Finsternis und ist damit negativ behaftet.
Der Posaunenstoß zeigt den Beginn des Gerichtshandelns Gottes, in dessen Folge Rauch aus dem Abgrund steigt, der alles vernebelt. Darunter können verderbliche Irrlehren, Ideologien, Verführungen usw. verstanden werden, welche die Sicht auf Gott und sein Wort verfinstern, was zu einer allgemeinen Orientierungslosigkeit führt. In der Folge vergiftet der Rauch dann auch das menschliche Miteinander.
Wenn man dies aus dieser Perspektive liest, bekommen die Verse der Offenbarung plötzlich eine überraschende Aktualität.
Denn wenn man keinen Halt im Glauben hätte, könnte man depressiv werden, wenn man wahrnimmt, was auf der Erde alles an Bösartigkeit abgeht und wie groß die Unfähigkeit ist, nachhaltige Entschlüsse zu fassen und durchzuhalten.
Keiner scheint mehr zu wissen, was richtig und falsch ist, weil alles sofort wieder angezweifelt und in endlosen Debatten zerredet wird, so dass am Ende nichts geschieht.
Die Offenbarung soll uns hier ein Trostbuch sein, aus der wir entnehmen sollen, dass es dem Willen Gottes entspricht, wenn alles so kommt, weil Gott auch dem Bösen Gelegenheit zum Ausreifen gibt um es dann endgültig zu vernichten.
Deshalb sollen wir nicht erschrecken oder uns verwundern oder gar an Gott zweifeln, wenn die Dinge so kommen, sondern durch alle endzeitlichen Wirrnisse hindurch an Gott und seinem Wort festhalten, weil ER der Herr der Geschichte ist und bleibt, der am Ende alles zu einem überraschend guten Ende bringt.
Die Offenbarung ist deshalb auch kein "Fahrplan", aus dem sich eine bestimmte Abfolge von Ereignissen ableiten ließe. Was jeweils gemeint ist, merken wir, wenn es soweit ist. Und dann sollen wir vorbereitet sein.
In allen Gerichten, von denen die Offenbarung berichtet, ruft Gott auch zu Umkehr, und wir lesen dann immer wieder sinngemäß: "Und obwohl Gott ihnen dieses und jenes schickte, kehrten sie nicht um von ihren verkehrten Wegen, sondern taten
weiterhin beharrlich jede Menge Böses". Und das ist dann jedes Mal sehr traurig!
Wir wollen Gott bitten, dass er uns hält, damit wir nicht abfallen, sondern beständig bleiben und das verheißene Ziel erreichen.
Morgenglanz der Ewigkeit,
Licht vom unerschöpften Lichte,
schick uns diese Morgenzeit
deine Strahlen zu Gesichte
und vertreib durch deine Macht
unsre Nacht.
Deiner Güte Morgentau
fall auf unser matt Gewissen;
lass die dürre Lebens-Au
lauter süßen Trost genießen
und erquick uns, deine Schar,
immerdar.
Gib, dass deiner Liebe Glut
unsre kalten Werke töte,
und erweck uns Herz und Mut
bei entstandner Morgenröte,
dass wir eh wir gar vergehn,
recht aufstehn.
Ach du Aufgang aus der Höh,
gib, dass auch am Jüngsten Tage
unser Leib verklärt ersteh
und, entfernt von aller Plage,
sich auf jener Freudenbahn
freuen kann.
Leucht uns selbst in jener Welt,
du verklärte Gnadensonne;
führ uns durch das Tränenfeld
in das Land der süßen Wonne,
da die Lust, die uns erhöht,
nie vergeht.
(Lied '
Morgenglanz der Ewigkeit
', Christian Knorr von Rosenroth (1636 - 1689) )
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