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Die Bewahrung der Kinder Gottes!
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Diese Ausführungen wurden folgendem E-Book (Kapitel 10. 'Die Bewahrung der Kinder Gottes!') entnommen: | FCDI-EBook 1-010 | Jesu meine FreudeKinder Gottes sind Freudenmenschen Autor: Heinrich Müller (1897 - 1971);
PDF-Format A5, 0,73 MByte; 123 Seiten Im Kontakt zum Heiland Jesus Christus erwächst uns wahre Freude. Daher wird in diesem Buch auch besonders auf die Bedeutung der Stille vor Gott eingegangen, aber auch Glaubensproben werden nicht verschwiegen und viele weitere Themen und wertvolle Hinweise gegeben.
Hinweis: Der Inhalt kann auch in gedruckter Form bei der ev. Volks- und Schriftenmission Lemgo-Lieme bestellt werden! | Weitere E-Books finden Sie unter christliche E-Books |
Wenn wir einmal aufmerksam das hohepriesterliche Gebet durchlesen, erkennen wir so recht, wie viel die Kinder Gottes der bewahrenden Gnade ihres Herrn verdanken. Dass wir bis zur gegenwärtigen Stunde bei dem Herrn geblieben sind, verdanken wir nicht unserer Tüchtigkeit, sondern seiner Bewahrung.
Ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, dass sie eins seien gleichwie wir.
Dieweil ich bei ihnen war in der Welt, erhielt ich sie in deinem Namen. Die du mir gegeben hast, die habe ich bewahrt, und ist keiner von ihnen verloren, als das verlorene Kind, dass die Schrift erfüllet würde. Ich bitte nicht, dass du sie von der Welt nehmest, sondern dass du sie bewahrest vor dem Übel.
Joh. 17, 11-12 und 15
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Der Herr will uns durch dieses Schriftwort zweierlei sagen:
Die Bewahrung ist nötig
Diese Wahrheit spricht der Herr aus, wenn er sagt, er habe sie bewahrt. Beim Abschied von der Welt übergibt er sie dem Vater mit der Bitte: "Bewahre sie vor dem Übel." Das sieht ja so aus, als ob wir uns in einer gefährlichen Lage befänden, als ob wir es mit Feindschaft zu tun hätten.
Bewahrung haben wir nötig, weil wir uns in Feindesland befinden. Der Teufel ist der Fürst dieser Welt, und die Welt liegt im Argen. Dies haben viele Kinder Gottes noch nicht begriffen. Andere haben dies gewusst, aber wieder vergessen. So manche erschütternde Sündenfälle von Gläubigen können wir uns nur so erklären, dass sie vergaßen, dass wir in Feindesland leben. Wir müssen damit rechnen, dass hinter jedem Strauch und Busch der Feind sitzt. Da gilt es, vorsichtig zu sein.
Im Kriege sind manche dadurch verwundet worden, dass sie vergaßen: Wir sind in Feindesland. Man hob den Kopf empor, und dann kam die feindliche Kugel. Es wäre doch Wahnsinn, zwischen zwei Gräben spazieren zu gehen. Ebenso töricht ist es, zu glauben, wir bedürften der bewahrenden Gnade nicht.
Welch schmerzliche Verluste gibt es unter den Kindern Gottes! Manche sind zu Fall gekommen. Waren sie nicht bekehrt? Waren sie nicht entschieden? Gewiss waren sie das! Aber sie haben die Wahrheit vergessen: Bewahrung ist nötig. Da ist auf irgendeine Weise der Feind mit seiner List oder Macht gekommen, bald wie der brüllende Löwe, dann wie die schleichende Schlange, und es ist ihm gelungen, die Gläubigen, die einen schönen Anfang machten, zu Fall zu bringen. Dann hat die Hölle frohlockt und die Sache Jesu Schaden gelitten. Wenn wir einmal in unsere Umgebung hineinschauen, sehen wir, wie viele sich nicht haben bewahren lassen. Wie mancher hat gedacht, wenn man sich bekehrt habe, käme alles Weitere ganz von selber. Aber wer so denkt, der irrt. Weil so viele im Glauben Schiffbruch erlitten haben, ist es wichtig, um die bewahrende Gnade zu bitten. Wenn schon die Bekehrung ein Wunder ist, dann ist die Bewahrung ein noch viel größeres. Wenn Kinder Gottes sich begegnen, und sie es sehen, dass sie noch in der Nachfolge Jesu stehen, dann ist das nichts Selbstverständliches, sondern nur Gnade.
Dass die bewahrende Gnade nötig ist, sehen wir auch an den Worten, die der Herr im hohepriesterlichen Gebet sagt: "Ich bin nicht mehr in der Welt, sie aber sind in der Welt." Der Herr sagte das Wort, als er noch inmitten seiner Jünger stand. Er befand sich auf dem Wege, der von Jerusalem zum Kidrontal hinabführte. Zwar weiß er, dass sein Ende nahe ist. Er blickt aber über Gethsemane und Golgatha hinweg auf das Ziel, das seiner wartet. Er ist dessen gewiss, dass er bald am Ziele ist. Deshalb sagt er im Blick auf das Ziel: "Ich bin nicht mehr in der Welt." Wie wichtig ist doch dieser Blick! Lasst uns vom Herrn lernen, auf das Ziel zu schauen. Wir schauen oft auf die Verhältnisse und auf die Schwierigkeiten oder auf Menschen, die uns Widerwärtigkeiten bereiten, und dann werden wir mutlos und verzagt. Wir erregen und entrüsten uns. Lasst uns auf das Ziel schauen, das unser wartet. Die Schwierigkeiten gehen vorüber, die unangenehmen Menschen belästigen uns nicht immer. Das alles hat ein Ende. Blicken wir auf das Ziel, das Vaterhaus, dann verlieren die Nöte ihre Bedeutung. Wir sprechen nicht mehr so viel von dem, was wir durchmachen müssen, sondern freuen uns, dass die Heimat naht.
Ihr seid nicht von der Welt. Der Herr weiß, was seinen Jüngern bevorsteht. Er weiß, dass sie in der Welt Angst haben. Vor dem Aufbruch nach Gethsemane hat er den Jüngern gesagt, dass in dieser Nacht der Hirte geschlagen werde und die Schafe der Herde sich zerstreuen würden. Er weiß, dass sein Jünger Petrus den tiefen Fall tun wird. Er weiß aber auch, dass Petrus nicht liegenbleiben, sondern aufstehen wird, denn er hat für ihn gebeten, dass sein Glaube nicht aufhöre. Wenn nun der Herr wusste, was seinen Jüngern bevorstand, so weiß er auch, was uns bevorsteht. Er kennt unsere Nöte und Schwierigkeiten in der Familie, im Beruf, in der Welt. Er kennt unsere Schwachheit und weiß, wie groß die Gefahr ist zu unterliegen. Deshalb tritt er für unsere Bewahrung ein. So wollen wir denn als seine Kinder um die bewahrende Gnade bitten.
Die Bewahrung ist die größte Gnadengabe. Von Rappard hat man an seinem Sarge gesagt: "Wieder einer, den die Gnade hat bewahren können bis ans Ende." Der Apostel Paulus schreibt von Apelles: "Grüßet Apelles, den Bewährten In Christo Jesu." Welch ein wundervolles Zeugnis. Wir wollen nie vergessen, dass es viele gibt, die noch vor dem letzten Meilenstein aus der Bahn geworfen wurden. Deshalb vergiss es nicht: "Auf dem so schmalen Pfade gelingt uns gar kein Schritt, es geh' denn seine Gnade bis an das Ende mit!"
Mancher denkt, wenn man sich bekehrt habe, komme alles andere von selbst. Wer so denkt, irrt und muss im Glauben Schiffbruch erleiden. Hast du schon einmal Gelegenheit gehabt, einem Steuermann zuzusehen? Er dreht fortwährend am Steuerrad. Weißt du warum? Der Wind, die Wellen, die Meeresströmung üben eine dauernde Gegenarbeit aus. Wenn nun der Steuermann nicht fortwährend an seinem Steuerrad dreht, bringt die Meeresströmung das Schiff auf einen ganz anderen Kurs. Auch unser Lebensschifflein hat durch die Bekehrung einen bestimmten klaren Kurs bekommen. Aber es gibt auch viele Gegenströmungen. Jeder Mensch unserer Umgebung übt einen bestimmten Einfluss auf uns aus. Die Verhältnisse, die Zeitereignisse, alles benutzt der Feind, um eine Gegenwirkung hervorzurufen. Er will uns von der rechten Bahn abbringen. Deshalb ist die bewahrende Gnade nötig.
Paulus schreibt an die Philipper: "Schaffet eure Seligkeit" oder "wirket eure Seligkeit mit Furcht und Zittern!"
Er will uns damit sagen: Fürchtet euch vor euch selber, zittert davor, dass ihr das Heil verlieren könntet. Deshalb vergiss es nicht: Die Bewahrung ist nötig. "Kannst du dich nicht selbst bewahren, nimm ihn auf in Herz und Haus, und auch du wirst es erfahren: Eine Kraft geht von ihm aus."
Die Bewahrung ist möglich
Unsere Bewahrung ist durch die Liebe des Vaters verbürgt. Hat er uns zuvor zu seinem Eigentum gemacht, d.h. zu seinen Kindern, dann ist es auch seine Sache, uns ans Ziel zu bringen. Wenn es anders wäre, so würde ja der Teufel lachen und sagen: "Da hat Gott sich etwas vorgenommen, und es ist ihm nicht gelungen. Ich habe seine Pläne durchkreuzt." - Wohl versucht der Feind, die Liebesabsichten Gottes zu vereiteln, aber es bleibt Wahrheit, was wir singen: "Was er sich vorgenommen, und was er haben will, das muss doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel."
Gott hat uns erwählt und zu seinem Eigentum gemacht. Deshalb setzt er sich auch dafür ein, uns ans Ziel zu bringen. Da wird seine bewahrende Gnade wirksam. Wir haben davon ein ergreifendes Beispiel in der Schrift. Ich erinnere an Jakob. Welch einen schlechten Charakter hatte er! Als Esau müde vom Felde heimkam und Jakob gerade das Essen bereitet hatte, bot Esau ihm sein Erstgeburtsrecht an, und Jakob ging darauf ein. Wie hässlich ist solch eine Handlungsweise! Wie belügt er seinen alten Vater und setzt sich auf eine unehrliche Weise in den Besitz des Segens! Wie weiß er auch in Mesopotamien aus allem einen Vorteil herauszuschlagen! Aber Gott arbeitet an ihm. Nach zwanzigjähriger Geduldsarbeit kommt er mit Jakob zum Ziel. Es. wird ein anderer aus ihm. Wenn Gott das bei einem Jakob gelungen ist, wird es ihm auch bei uns gelingen. Wohl weiß ich, dass wir zu allem fähig sind. Aber wenn die Liebe Gottes planmäßig zu Werke geht, kommt er auch mit uns zum Ziel. Hat er das gute Werk in uns angefangen, so wird er es auch vollführen bis auf den Tag Jesu Christi. Welch ein Trost für uns, die wir auf dieser Erde wandern, dass Gott sich selbst für uns einsetzt.
Die Bürgschaft für unsere Bewahrung bietet uns auch sein Blut.
Welch einen hohen Preis hat der Herr für unsere Erlösung bezahlt! Wir sind nicht erlöst mit Gold oder Silber, sondern mit dem teuren Blut Christi - also teuer erkauft! Wenn ich einen Gegenstand kaufe, der viel kostet, gebe ich darauf Acht, dass ich ihn nicht verliere. Je länger ich gespart habe, um diese Anschaffung machen zu können, desto mehr werde ich darauf achten, dass der kostbare Gegenstand nicht verlorengeht. So ist es auch mit unserem Herrn. Hat er uns teuer erkauft, dann wacht er auch darüber, dass ihm der Feind sein teuer erkauftes Eigentum nicht streitig macht. Wie gut ist es, dass wir wissen: Unsere Bewahrung liegt nicht in unserer Hand, sondern in seiner durchgrabenen Heilandshand. Deshalb dürfen wir vertrauensvoll mit dem Dichter singen: "Stark ist meines Jesu Hand, und er wird mich ewig fassen, hat zuviel an mich gewandt, um mich wieder loszulassen. Mein Erbarmer lässt mich nicht, das ist meine Zuversicht!"
Die Bürgschaft für unsere Bewahrung ist die Fürbitte des Hohenpriesters.
Der Hebräerbrief sagt uns von unserem großen Hohenpriester: "Er lebt immerdar und bittet für sie." Wie gut, dass wir einen Herrn haben, der all unsere Nöte und Schwierigkeiten in der Familie, im Beruf und in der Welt kennt! Er kennt unsere Schwachheiten und weiß, wie groß die Gefahr ist zu unterliegen. Deshalb tritt er für uns ein und bittet um unsere Bewahrung.
In der Ewigkeit werden wir es einmal erfahren, was wir der Fürbitte Jesu zu verdanken haben. Es mag sein, dass wir die Gefahren gar nicht bemerkt haben, in denen wir waren, dass wir sie nicht erkannten, aber der Herr half uns hindurch und heraus. Wie muss uns das zur Beugung und Anbetung veranlassen, dass er uns so wunderbar hindurchgetragen hat! Wir leben in der Welt, die im Argen liegt. Der Teufel bietet ‚groß Macht und viel List' auf, um uns zu Fall zu bringen, aber Jesus hält Wort: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!" Deshalb sind wir getrost. Wir wissen: "Es streit' für uns der rechte Mann, den Gott selbst hat erkoren. Fragst du, wer der ist? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth und ist kein andrer Gott. Das Feld muss er behalten."
Lasst uns dankbar sein für den Dienst Jesu im Vaterhause.
Jakob Rambach singt: "Deines Volkes werte Namen tragest du auf deiner Brust, und an den gerechten Samen denkest du mit vieler Lust; du vertrittst, die an dich glauben, dass sie dir vereinigt bleiben, bittest in des Vaters Haus ihnen eine Wohnung aus."
Wie gut haben wir es, dass wir einen solchen Herrn haben, dem unsere Bewahrung so am Herzen liegt, und der für uns eintritt. Deshalb bleibt es unser Trost:
"Wenn der Kläger mich verklagt, Christus hat mich schon vertreten. Wenn er mich zu sichten wagt, Christus hat für mich gebeten. Dass mein Bürge für mich spricht, das ist meine Zuversicht."
Für unsere Bewahrung tritt auch der Heilige Geist ein.
Paulus schreibt an die Korinther: "Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass der Heilige Geist in euch wohnt?" Wenn nun Gottes Geist in uns wohnt, dann sucht er uns auch zu bewahren.
Hast du noch nie erlebt, dass der Heilige Geist dich mahnte bei einer Unterhaltung: "Sag' es nicht, mache diesen Scherz nicht, sprich dieses Wort nicht aus, es ist nicht ganz die Wahrheit?" Wer von uns hätte nicht solche Warnungen des Heiligen Geistes gehört? Oder er sagte: "Tue dies nicht, das passt nicht für ein Kind Gottes." Sind wir bei solchen Warnungen gehorsam gewesen? Haben wir uns warnen lassen, die Sünde in Worten und Werken nicht zu tun? Dann wurden wir gestärkt. In das Herz zog eine tiefe Freude ein. Haben wir es aber doch getan, was der Heilige Geist zu verhindern suchte, dann hat er uns deutlich zu verstehen gegeben, dass wir ihn betrübten: Wir hatten hinterher ein geschlagenes Gewissen. Er zog sich zurück. Wir hatten die Führung unseres Lebens wieder in der eigenen Hand, nachdem der Herr uns geführt hatte. Wir haben es schmerzlich empfunden, wie schwer es ist, nicht mehr unter der Führung Gottes zu stehen. Es ließ uns keine Ruhe, bis wir wieder zum Herrn zurückgekehrt waren, bis die Sache durch ein offenes Bekenntnis geordnet war und wir erneut der Vergebung gewiss wurden. So arbeitet der Heilige Geist darauf hin, uns vor der Sünde zu bewahren oder nach der Sünde zu strafen, wenn wir nur ein Gemerk haben für sein Wirken und Mahnen.
Wenn nun der Vater, der Sohn und der Heilige Geist uns bewahren wollen, dann müssen wir uns auch bewahren lassen. Deshalb schreibt Petrus: "Wir werden aus Gottes Macht bewahrt durch den Glauben." Wir dürfen nicht mit unserer Kraft rechnen, sondern mit seiner Macht.
Die Bewahrung geschieht durch Gottes Macht.
Wie hat er seine Kraft und Macht bewiesen in der Schöpfung und Erhaltung der Welt. In das Chaos rief er nur ein "Es werde!", und es ward. Wie beweist er seine Allmacht in der ganzen Welt! Er hat den Sternen ihre Bahn vorgeschrieben. Er lenkt und leitet die Himmelskörper nach seinem Willen. Sollte dieser große Gott nicht auch mit unserem kleinen Leben fertig werden? Es bleibt Wahrheit: "Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann!"
Wir wissen, dass er sich auch um unsere Kleinigkeiten kümmert. Wenn kein Haar von unserem Haupte und kein Sperling vom Dache fällt ohne seinen Willen, ist ihm auch nichts zu geringfügig und zu nebensächlich im Leben seiner Kinder, denn er sorgt für uns und waltet über uns. Gerade dadurch ist Gott so groß und anbetungswürdig, dass ich zu ihm kommen darf mit meinen Kleinigkeiten und ich es weiß: Er hat ein Ohr, ein Herz, eine helfende Hand für mich. Wie kindlich und fröhlich dürfen wir uns ihm anvertrauen! Seine Macht bewahrt uns zur Seligkeit.
Wollen wir bewahrt werden, dann müssen wir uns der Gnade Gottes übergeben und überlassen. Wir dürfen nichts mehr von uns, sondern alles vom Herrn erwarten. Es bleibt Wahrheit: Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren... Wenn wir aber im Glauben mit der Kraft Gottes rechnen, dann geht seine Allmacht mit unserer Ohnmacht ein Bündnis ein, dann hilft seine Kraft unserer Schwachheit auf. Täglich und stündlich dürfen wir mit der Kraft Gottes in unserem Leben rechnen. Paulus schreibt: "Dass er euch Kraft gebe, nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit gestärkt zu werden durch seinen Geist." Wir kommen nie dahin, dass wir stark werden in uns. Es muss dabei bleiben: Wir werden durch ihn gestärkt. Wir müssen dafür sorgen, dass wir schwach in uns selber bleiben. Gerade wenn wir schwach sind, tritt Gott auf den Plan. Wir dürfen mit Paulus sprechen: Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. Das ist die Voraussetzung der göttlichen Bewahrung, dass wir erkennen, wie nötig wir sie haben. Dann wird Gott mit uns zum Ziele kommen, und wir werden bewahrt durch Gottes Macht und durch den Glauben zur Seligkeit.
Zur Bewahrung vor der Sünde gehört auch, dass wir stets an die Gegenwart Gottes denken. Im hohepriesterlichen Gebet sagt der Herr: "Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen!" Er will damit sagen: "Vater, bewahre sie in der rechten Kindesstellung." Wenn wir daran denken, dass Gott uns sieht und alles hört, dann dient das zur Bewahrung. Wie oft kann man hören: "Wenn der bei mir gewesen wäre, wäre ich nicht in die Sünde gefallen." Wenn nun schon die Gegenwart eines Menschen imstande ist, uns vor der Sünde zu bewahren, sollte es da nicht viel mehr die Gegenwart Gottes vermögen? Es fehlt uns leider so oft an dem Bewusstsein seiner Gegenwart.
Lasst uns dafür sorgen, dass wir in der Morgenfrühe einen gesegneten Anfang machen. Wir wollen uns in der Frühe Zeit nehmen für den Herrn. Morgenstund' hat Segen im Mund! Wir müssen Gott durch sein Wort mit uns reden lassen. Sein Wort gibt uns Licht und Kraft. Es gibt uns Licht, dass wir uns in den schwierigen Verhältnissen durchfinden. Es gibt uns Kraft, dass wir dem Wort und Willen Gottes nachkommen. So hat das Wort, wenn wir es in uns aufnehmen, eine bewahrende Kraft.
Nachdem der Herr mit uns geredet hat, müssen wir mit ihm reden, ihm das Herz ausschütten und ihn bitten: "Führe und leite meinen Weg am heutigen Tage!", ihn anrufen um die bewahrende Gnade und die Besprengung seines Blutes, ihn bitten: "So nimm denn meine Hände und Füße und leite sie am heutigen Tage!"
Zu einem solchen Anfang muss dann der rechte Fortgang kommen. So wie wir betend in den Tag gegangen sind, so müssen wir auch betend hindurchgehen. Lasst es uns nicht vergessen, betend aufzusehen auf Jesus. Wenn sich uns Schwierigkeiten in den Weg stellen, lasst uns von diesen weg auf den Herrn blicken, dass er uns helfe, dass wir uns daran gewöhnen, zu bitten: "Herr, hilf und bewahre mich!" *
Werden wir vor Aufgaben gestellt, die über unsere Kraft gehen, dann dürfen wir um neue Kraft bitten. Haben wir Entscheidungen zu treffen, wollen wir den bitten, der da verheißen hat: "Ich will dich mit meinen Augen leiten und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst." So wird das Gebet ein Mittel der bewahrenden Kraft.
Das dritte Mittel ist die Gemeinschaft der Kinder Gottes. Wenn Petrus in der traurigen Nacht nicht allein gewesen wäre, hätte er einen anderen Jünger bei sich gehabt, so wäre er wohl bewahrt geblieben. Lasst es uns nicht vergessen: Wir brauchen die Gemeinschaft der Kinder Gottes als eine bewahrende Macht.
Der Herr gebe uns seine Gnade, dass wir bewahrt werden, dass unser Leben etwas werde zum Lob und Preis seiner Barmherzigkeit. Dann werden wir einmal in der Ewigkeit voll Lob und Dank auf unser Leben zurückschauen und die Gnade rühmen, die uns hindurchgebracht hat. Lasst uns im Blick auf einen solchen Herrn anbetend vor ihm niedersinken mit dem Bekenntnis:
"Dir Jesu, sei Lob und sei Ehr.
Du bist meine Kraft, meine Ruh!
Du hältst mich, was will ich noch mehr.
Du kannst mich bewahren,
du willst stets bewahren,
allmächtig bist du!"
Stark ist meines Jesu Hand,
und er wird mich ewig fassen;
hat zu viel an mich gewandt,
um mich wieder loszulassen.
Mein Erbarmer lässt mich nicht:
das ist meine Zuversicht.
Sieht mein Kleinmut auch Gefahr,
fürcht ich auch zu unterliegen,
Christus beut den Arm mir dar,
Christus hilft der Ohnmacht siegen.
Dass mich Gottes Held verficht:
das ist meine Zuversicht.
Wenn der Kläger mich verklagt,
Christus hat mich schon vertreten;
wenn er mich zu sichten wagt,
Christus hat für mich gebeten.
Dass mein Bürge für mich spricht:
das ist meine Zuversicht.
Würd es Nacht vor meinem Schritt,
dass ich keinen Ausgang wüsste
und mit Ungewissem Tritt
ohne Licht verzagen müsste:
Christus ist mein Stab und Licht:
das ist meine Zuversicht.
Seiner Hand entreißt mich nichts;
sollt ich ihn mit Kleinmut schmähen?
Mein Erbarmer selbst verspricht's;
sollt ich ihm sein Wort verdrehen?
Nein, er lässt mich ewig nicht:
das ist meine Zuversicht.
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Copyright und Autor: Heinrich Müller (1897 - 1971)
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