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Die Bedeutung der Stille im Leben der Kinder Gottes
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Dieser Anhang zum Thema Gebet wurde folgendem E-Book (Kapitel 2: 'Die Bedeutung der Stille im Leben der Kinder Gottes') entnommen: | FCDI-EBook 1-010 | Jesu meine FreudeKinder Gottes sind Freudenmenschen Autor: Heinrich Müller (1897 - 1971);
PDF-Format A5, 0,73 MByte; 123 Seiten Im Kontakt zum Heiland Jesus Christus erwächst uns wahre Freude. Daher wird in diesem Buch auch besonders auf die Bedeutung der Stille vor Gott eingegangen, aber auch Glaubensproben werden nicht verschwiegen und viele weitere Themen und wertvolle Hinweise gegeben.
Hinweis: Der Inhalt kann auch in gedruckter Form bei der ev. Volks- und Schriftenmission Lemgo-Lieme bestellt werden! | Weitere E-Books finden Sie unter christliche E-Books |
Wo sind die Stillen im Lande, die vor Gott stillgeworden sind mit der Bitte: "Du Atem aus der ew'gen Stille, durchwehe sanft der Seele Grund!"? Fehlt den Menschen unserer Tage nicht die Stille? Was für ein Hasten und Jagen auf allen Gebieten, ein Schaffen und Wirken von früh bis spät! Dabei bleibt so wenig Zeit für die Stille. Das Wort in aller Munde heißt: Ich habe keine Zeit! Über unseren Tagen liegt das Wort Lenaus: "Das ist der Fluch des Lebens; wir hasten, jagen, rennen und gewinnen. Die unruhvollen Tage, sie zerrinnen, und schnell bedeckt uns dann das Leichentuch!"
Warum gibt es so viel müde und matte Seelen? Warum so viel unfruchtbare Werkzeuge im Weinberg des Herrn? Warum so wenig fröhliche Herzen? So wenig sieghaftes Überwinderleben? Weil wir so wenig Zeit für Gott haben. Adolf Monod, der ein gesegneter Gotteszeuge war, hat ein ergreifendes Büchlein geschrieben unter dem Titel: "Die Reue eines Sterbenden!" Es enthält Ansprachen, die er als Kranker seinen versammelten Brüdern gehalten hat. Immer wieder klingt darin das Weh- und Reuelied durch: "Brüder, wenn ich noch einmal dienen, leben und wirken könnte, würde ich mehr Zeit und Stille verwenden auf die Bibel, auf Gebet und Gemeinschaft. Ich würde mehr im Heiligtum meines Gottes wohnen." Ist das nicht unser aller Reue-Bekenntnis? Ob wir in unserer letzten Stunde nicht einmal bekennen müssen: Wo war in meinem großen, unruhevollen Leben und Dienst der Zeit ein Tröpflein der großen, stillen Ewigkeit?
Vorbilder der Stille vor Gott
Mose, der Mann Gottes, hatte viel Zeit für seinen Gott. 40 Tage und 40 Nächte lebte er in der Gottesstille und Gottesnähe und empfing die Aufträge des Ewigen. Er ließ das Volk mit seiner Unruhe und seinen Lasten im Tal, er verließ Heim und Haus, ging in die Horeb-Stille und empfing etwas vom Glanz der Gegenwart Gottes. Sein Angesicht leuchtete, als er vom Berge herabstieg. Er war ein Mann, der Zeit für Gott hatte.
Da steht vor uns der große Reformator Elia, der Wiederhersteller des Alten Bundes. Den größten Teil seines Lebens hatte er in der Stille zugebracht. Nachdem er dem König Ahab das Gericht angesagt hatte, schickte Gott ihn in die Stille. Das Volk wartete auf den Reformator. Aber der kühne Mann war wie vom Erdboden verschwunden. Die Zeit der Stille am Bache Krith war für Elia keine verlorene Zeit. Hier bereitete Gott seinen Knecht zu.
Johannes der Täufer lebte in der Wüste. Er hatte sich aus der Unruhe und aus dem Getriebe der Arbeit zurückgezogen und war in die Einsamkeit geflohen, um dort der Stimme seines Gottes zu lauschen.
Paulus, der große Weltenmissionar, war ein Mann der Stille. Nach seiner Damaskusstunde zog er zuerst nach Arabien. Hier in der Stille konnte Gott an seiner Seele arbeiten. Die langen Jahre in Tarsus waren Jahre heiliger Stille, wo er es so recht erlebte:
Lass mich völlig stille werden,
Herr, in Deiner Gegenwart,
dass sich, frei vom Lärm der Erden,
mir Dein Wille offenbart.
Lehr mich Deines Geistes Wehen
immer deutlicher verstehen,
führ ins Heiligtum mich ein
- lass mich völlig stille sein!
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Jesus selber ging viel in die Stille. Als er seinen Messiasauftrag zu erfüllen begann, wurde er vom Geist 40 Tage in die Wüste geführt. Immer wieder lesen wir vom Herrn, dass er die Stille aufsuchte. Wie oft verbrachte er die ganze Nacht im Gebet! Wenn er eine wichtige Entscheidung zu treffen hatte, suchte er die Stille. So lesen wir in Markus I von einer großen Bewegung, die entstanden war. Man hatte viele Kranke und Besessene zu ihm gebracht. Er hatte sie alle geheilt. Da ging Jesus in der Frühe des nächsten Tages, noch bevor es hell wurde, in die Stille und ließ seine Jünger allein. Er wollte mit seinem Vater allein sein. Wie redete er in der Stille mit ihm und lauschte auf des Vaters Stimme! Christus wusste um die Notwendigkeit der Stille. Immer wieder holte er sich darin die Kraft aus der Höhe. Dass er in der Vollmacht leben konnte, verdankte er dem Alleinsein mit dem Vater. Er konnte sagen: "Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen des, der mich gesandt hat."
Die Gräfin von Waldersee liebte die Stille vor Gott. Sie schreibt einmal: "Ich muss früher aufstehen, um eine volle Stunde für seinen Dienst zu haben. Es ist mir eine große Freude, in stiller Morgenfrühe mich selbst meinem Vater zu weihen."
Der heimgegangene Pastor Christlieb war ein Mann der Stille. Er wusste: Wer Gott hören will, bedarf der Stille. Gerade in der Stille ist er der große Segensträger geworden. Wie oft konnte Pastor Christlieb sagen: "Der Platz der Jünger Jesu ist in der Stille. Werden sie Kinder des Getümmels, so verlieren sie ihre Kraft!" Er fühlte sich vor dem Gnadenthron wohl. In der Höhenluft der ihm zuströmenden Ewigkeit atmete er tief. Wir wollen sein Wort als Mahnung hören: "Durch den Umgang mit dem Herrn wird euer Leben still und reich, schön und gesegnet."
Johannes Tauler war ein beliebter Kanzelredner, zu dem die Leute in Scharen strömten. Als er eines Tages von der Kanzel in die Sakristei ging, sagte ein ihm unbekannter Mann zu ihm: "Du Mann der Kanzel, werde ein Mann der Stille!" Das Wort fiel Tauler ins Herz. Er ging eine lange Zeit in die Stille. Als er dann wiederkam, beglaubigte Gott seinen Dienst mit Erweckung und Errettung von Seelen.
Hat es nicht auch uns oft an der Kraft gefehlt? Woher kam das? Weil es uns an der Stille fehlte. Alle Gottesmänner, von deren Leibern Ströme lebendigen Wassers flössen, hatten ein Verlangen nach der Stille. Wenn Jesus die Stille brauchte, wenn die großen Männer im Reiche Gottes der Stille bedurften, dann auch wir. Deshalb, ihr Geschwister, mehr Zeit für die Stille vor Gott. Vor Gott geweihte und geheiligte Seelen sind Menschen, die in der Zionsstille zu Hause sind. Gott helfe uns, dass auch wir Menschen der Stille werden!
Die Notwendigkeit der Stille vor Gott
Stille Stunden sind notwendig, sie sind die Warnungssignale auf unserer Pilgerfahrt zur seligen Ewigkeit. Wer sie nicht hat, kommt in ein falsches Geleise. Weil viele Kinder Gottes keine Zeit mehr für die Stille haben, straucheln sie. Stille Stunden sind notwendig, um die Seele am Leben zu erhalten. In der Stille wird die Seele genährt, dort atmet sie Himmelsluft. Wer keine Stille hat, muss innerlich langsam sterben.
Stille Stunden sind notwendig zur steten Selbstprüfung und Selbsterkenntnis. Über dem Eingang eines griechischen Tempels stand das Wort: "Erkenne dich selbst!" Über der stillen Stunde steht: "Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz!"
Stille Stunden sind der Spiegel, in dem man seinen inneren Zustand klar erkennt. Da, wo das göttliche Licht auf unsere Seele fällt, auf unser Leben, unsere Vergangenheit, sehen wir alles ganz anders als im Getriebe des Alltags. In der Stille bittet man: "Entdecke alles und verzehre, was nicht in deinem Lichte rein" und: "Erforsche mich, Jesu, mein Licht, durchleuchte mein Innerstes mir. Mein eignes Bemühen taugt nicht. Ich nahe mich willig, ich nahe mich dir."
Zum Stillesein gehört Gnade
Nur ein begnadigtes Herz kann sagen: Meine Seele ist stille zu Gott. Voraussetzung zu dem Stillewerden vor Gott ist, dass es im Herzen ruhig geworden ist. Nur an einer stillen Stelle legt Gott seinen Anker an! Gott kann nur mit den Seelen reden, die vor ihm stille geworden sind. Solange unsere Wünsche noch durcheinanderschreien, kann Gott nicht mit uns reden. Aber wenn es Wahrheit geworden ist: "Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft", dann wird uns die Stille köstlich.
In der Stille redet Gott mit uns, da hören wir, was er uns zu sagen hat. Hier redet er wie ein Vater mit seinen Kindern und macht uns aufmerksam auf das, was ihm im Getriebe des Tages und in der Geschäftigkeit des Berufes missfällt. In der Stille gibt er uns Aufträge zu neuer Arbeit, da lohnt er nach getaner Arbeit mit Frieden und Freude. In der Stille gibt es eine trauliche Zwiesprache zwischen dem Vater und seinem Kinde. Weil die Stille im Leben der Kinder Gottes das Wichtigste ist, darum will der Feind sie uns rauben.
In unseren Tagen ist es nicht leicht, Stunden der Stille zu bekommen. Wir müssen uns oft losreißen von Dingen, auch von Menschen, die uns nicht zur Stille kommen lassen wollen. Selbst der Herr hat es so gemacht. Als er das Wunder der Speisung vollbracht hatte, sehnte er sich nach Stille, nach dem Alleinsein mit seinem Vater. Aber dafür hatten seine Jünger kein Verständnis. Sie widersprachen ihm sogar. Da gebot Jesus seinen Jüngern, dass sie in das Schiff treten und vor ihm hinüberfahren sollten. Als er dann das Volk von sich gelassen hatte, stieg er auf einen Berg, allein. Weißt du auch von einem solchen Verlangen nach der Stille, nach dem Alleinsein mit dem Meister? Ich las einmal von einem gläubigen Ehepaar, das sich von Zeit zu Zeit einen goldenen Tag machte, an dem die beiden Eheleute alle Arbeit liegen ließen und hinaus in den Wald wanderten. Hier in der Stille konnten sie miteinander austauschen und beten. Den Schmelz, der noch im hohen Alter auf der Ehe lag, verdankten sie diesen Tagen. Würde es nicht in mancher Ehe besser stehen, wenn Mann und Frau sich einmal Zeit nähmen, ganz für einander da zu sein? Wenn nun schon in der Ehe solche Tage notwendig sind, wie viel mehr hat dann unser Verhältnis zum Herrn solche Stunden nötig, in denen wir uns Zeit nehmen, mit ihm allein zu sein, ihm zuzuhören, wenn er durch sein Wort mit uns reden will, und wo wir uns Zeit nehmen, ihm das ganze Herz auszuschütten.
Wir stehen in der großen Gefahr, dass wir uns zerstreuen, wo wir uns doch sammeln sollten, so dass es uns ergeht wie den Ephesern. Hier herrschte reger Betrieb, man arbeitete für den Herrn und wurde nicht müde, aber man verließ die erste Liebe. Diese Gemeinde sah wohl aus wie eine Mustergemeinde, aber der Herr war über sie traurig, weil man keine Zeit für ihn hatte. Man ging ganz in der Arbeit auf. Ist das nicht auch die Gefahr vieler gläubiger Kreise? Da gibt es so viele Stunden, so dass man für die persönliche Stille zu Jesu Füßen keine Zeit mehr hat. Wie krankt das innere Leben vieler Kinder Gottes an dem Betrieb! Warum kommt bei all der Arbeit in unseren Kreisen so wenig heraus? Weil man ins eigene Wirken geraten ist, weil der Herr nicht durch uns arbeitet. Was wir nötig haben, ist die Stille vor Gott.
Nun prüfe einmal: Hast du Verlangen nach der Stille? Wenn du ein Verlangen nach der Stille hast, hast du dann auch Zeit für die Stille? Bist du durch alles, was dich aufhalten und an der Stille hindern wollte, hindurchgebrochen? Oder lebst du so in der Geschäftigkeit, dass du nicht mehr an die Stille vor Gott denkst? Mit deinem Gottesdienst, deiner Bibelstunde, deinem Verein ist es nicht getan. Du musst die tägliche Stille vor Gott haben.
Bei vielen Christen hat Radio und Fernsehen den letzten Rest der Stille genommen. Die stillen Abendstunden, wo man sonst auf den Tag zurückschaute und Gott begegnete, fordert jetzt das Radio. Trage doch dafür Sorge, dass die Seele nicht unter der Rastlosigkeit des Tages leidet. Der Herr sagt nicht umsonst: "Ringet danach, dass ihr stille werdet." - Wir brauchen nicht nur für den Körper die Ruhe, sondern auch für unsere Seele die Zions-Stille. Vergiss es nie: Jesu Leben wurde getragen von der großen Stille der Ewigkeit. Auch seine Jünger sind Menschen der Stille geworden. Wenn sie die Stille vor Gott nötig hatten, wie viel mehr wir Menschen des 20. Jahrhunderts, die von Unruhe umgeben sind!
Wo Kindern Gottes die Stille fehlt, erstirbt das innere Leben. Menschen ohne Stille haben eine stumme Bibel. Sie lesen sie oft noch regelmäßig, aber sie redet nicht mehr zu ihnen. Gott schweigt, obwohl man über seiner Bibel sitzt.
Kinder Gottes ohne Stille vor Gott führen ein gelähmtes Gottesleben. Man betet wohl, sagt Gott seine Not, trägt ihm seine Bitten und Fürbitten vor, aber man hört nicht mehr auf seine Stimme. Ist das dein Bild? Lässt du dem Herrn keine Zeit mehr, dass er mit dir reden kann? Vergiss es nicht: Wir brauchen die Stille. Wenn wir unserer Seele keine Zeit für die Stille geben, erstirbt unser Innenleben an der Vielgeschäftigkeit des Lebens. Der Herr gebe, dass auch wir zu solchen Menschen der Stille werden, von denen es heißt:
Und wenn meine Tage in Unruhe gehen,
mich selbst lass in Ruhe doch sein;
tief innen muss alles laute Geschehen
in die Stille münden hinein.
Da verrinnt, was wertlos, da bleibt, was von dir.
So mag mich treiben die Zeit.
Einst schenkst du doch, Herr, deine Stille mir
in der seligen Ewigkeit.
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Der Segen der Stille
Der Segen der Stille vor Gott ist überaus herrlich. Das sehen wir im Leben Jesu. Sein Umgang hat nichts Bitteres und nichts Unangenehmes, sondern bei ihm ist lauter Lust und Sonnenschein. In der Stille darf man seine Herrlichkeit schauen. - In einem Museum stand vor einem großen Gemälde eine Ruhebank, die zur Stille und Versenkung in das Kunstwerk einlud. Die meisten Menschen eilten daran vorüber, nur hier und da saß ein Stiller auf der Bank und hatte Zeit, sich in das Werk zu vertiefen. Verstehst du, was ich damit sagen will? Es gibt ein Wort in der Bibel, dass Jesus der Schönste unter den Menschenkindern ist, von dem ein Jesaja ausruft: "Deine Augen werden den König in seiner Schöne sehen." Es ist das Bild, von dem Johannes das Schönste bezeugt, was je eine Hand niederschrieb: "Wir sahen seine Herrlichkeit." Dies ist der Segen der Gottesstille, dass Kinder Gottes ihre Glaubensaugen versenken in seine Herrlichkeit, dass sie schöpfen aus seinem Heilsquell und anbeten die Macht der Liebe, die sich in Jesu offenbart. Hier in der Stille erleben sie, was ein Gottesmann sagt: "O selige Stunden, die Jesus mir schenkt, da man nur der Wunden des Lammes gedenkt. O sel'ge Minuten, o Blicke des Lichts, man senkt sich in Jesum und siehet sonst nichts."
In der Stille bewahrt der Herr seine Kinder. Wir leben in einer Welt, die im Argen liegt, darum bedürfen wir besonders der Bewahrung. Der Herr bittet für seine Jünger: "Vater, bewahre du sie." - Daniel wurde im Babylon der Sünde, des Unglaubens und des Heidentums bewahrt durch ein offenes Fenster gen Jerusalem, wo er täglich dreimal seinem Gott begegnete. Lasst uns doch in der Hast unserer Tage in unser Leben das offene Fenster der Stille einbauen, wo wir über die Berge der Erdensünden und Welttiefen hinüberschauen gen Zion und Himmelsluft einatmen. Nur so werden wir bewahrt, und am Ende unseres Lebens kann man dann auch von uns sagen, was man einst von Inspektor Rappard sagte: "Wieder einer, den die Gnade hat bewahren können bis an das Ende."
In der Stille schenkt uns der Herr neue Kraft. Hier empfängt unsere Seele einen Strom von Leben und Kraft. Denn "die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft". Elia sagte einst zu Ahab: "Der Gott, vor dem ich stehe." Ehe er vor den gottlosen Ahab trat, hatte er Umgang mit Gott gehabt. Hier in der Stille lagen die Wurzeln seiner Kraft. Jedes Mal, wenn uns bei Elia von einer großen Tat berichtet wird, kam er zuvor aus der Stille vor Gott. Weil er oft die Stille und das Alleinsein mit Gott suchte, harte sein Wort solch durchschlagende Wirkung. Wenn Kinder Gottes aus der Stille kommen, wenn sie vor Gott stehen, wie ein Pastor Christlieb, dann wird sich auch die Kraft Gottes offenbaren. Es kommt nicht auf Menschengewandtheit und Begabung an (wenn diese auch nicht zu verachten sind), sondern auf göttliche Kraft.
Viel reden vom ewigen Licht, das tut es noch nicht!
Ist deine Zunge dafür zu schwer, gräme dich nicht so sehr.
Wenn du im ewigen Licht nur wandelst,
mit übersamten Händen nur handelst,
wenn dein ganzes Leben und Sein
Zeugnis nur gibt von dem himmlischen Schein,
sagst du genug zu des Ewigen Ruhme.
Mehr als der Duft ist die Frucht der Blume!
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Die Stille vor Gott ist das Geheimnis unserer Kraft. Wer vor dem Herrn steht, hinter dem steht der Herr mit seiner göttlichen Vollmacht. Wie oft haben wir das erfahren dürfen!
In der Stille vor Gott gibt es auch Beugungsstunden. Wenn man in der Stille sein Leben betrachtet, muss man sich tief beugen wegen seiner Untreue. Da fleht man: "Immer kleiner, immer reiner lass mich werden, Herr auf Erden, bis wir droben, dich ohne Sünde loben." In dieser Beugung schenkt er uns dann oft einen neuen Glaubensanfang. Professor Tholuk schilderte einmal eine solche Stunde neuer Hingabe seines Lebens. Er sagte: "Nie hat ein Strom der Kraft mich so ergriffen und auf seinen Wellen getragen wie in der heiligen Stunde, da ich im Gebetskämmerlein Jesu segnende Hand auf meinem Haupte spürte und das Wort empfing: ,Mein Kind, ich gebe dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden.' Da habe ich in neuer Treue gelobt: Ja, Amen, hier sind beide Hände, aufs neue sei dir's zugesagt; dich, Heiland, will ich lieben ohne Ende, mein alles sei daran gewagt."
In der Stille vor Gott lernen wir das rechte Lob- und Danklied. Der Psalmist sagt: "Gott, man lobt dich in der Stille." Das ist die Höhe des Glaubens, wenn man im Heiligtum der Stille den Herrn anbetet. Solche Stunden sind Segensstunden und Segensquellen für andere. Als ein Mose vom Berge herabging, leuchtete sein Angesicht, weil er mit dem Herrn vertrauten Umgang gehabt hatte. So tragen Kinder Gottes, die in der Stille vor Gott leben, ein Leuchten vom Herrn in der Seele und auf ihrem Angesichte. Hier wird es dann Wahrheit: "Man kennet sie am Liede, am leuchtenden Gesicht." Als ich vor Jahren auf der Blanken-burger Konferenz war, sah ich unter all den Tausenden eine, die ein besonders leuchtendes Gesicht hatte. Sie hatte etwas von dem verborgenen Glanz der Ewigkeit. Als ich dann mit ihr in ein tieferes Gespräch kam, durfte ich erkennen, dass dieser friedvolle Ausdruck durch die tägliche Stille, den vertrauten Umgang mit dem Herrn kam.
Lasst uns Freunde der Stille und des Alleinseins mit Gott werden! Wer sich dazu Zeit nimmt, der wird hineingestaltet in Jesu Bild. So lasst uns die stillen Stunden mehr aufsuchen. Sie sind Lebensbedingung für unsere Seele. Wer sie sucht, erlebt Sieg und Segen, Frucht und Freude, Bewahrung und Gnade. Deshalb, mein lieber Leser, komme in die Stille, und der Herr wird dich segnen. O gesegnete Stille, wie erquickst du die Seele, wie gibst du Licht auf dem Wege und Kraft für den Tag! Wir aber wollen täglich bitten:
Zions Stille soll sich breiten
um mein Sorgen, meine Pein,
denn die Stimmen Gottes läuten
Frieden, ew'gen Frieden ein.
Ebnen soll sich jede Welle,
denn mein König will sich nahn,
nur an einer stillen Stelle
legt Gott seinen Anker an.
Was gewesen, werde stille,
stille, was dereinst wird sein;
all mein Wunsch und all mein Wille
gehn in Gottes Willen ein.
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Stille in des Tages Hasten,
in der Unruh Friedensklang!
Freude bei des Lebens Lasten,
Segen in der Arbeit Drang,
Lebenskraft des Auferstandnen,
Sieg und Rettung, volles Heil
ist der Gotteskinder Würde
und ihr schönstes Erb und Teil.
Johanna Banzhaf
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Copyright und Autor: Heinrich Müller (1897 - 1971)
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