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10. Der Tod des Frommen und Gerechten
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Ein Mensch, der im Glauben und in der Übung der Gottseligkeit standhaft bis ans Ende beharrt, legt sich endlich, wenn sein letztes Stündlein kommt, freudig und getrost auf sein Sterbebett nieder. Er fürchtet weder den Tod noch das Gericht, denn beide treffen ihn nicht, wie uns Jesus versichert, der da sagt: "Wer Mein Wort hört und glaubt dem, der Mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurch gedrungen" (Joh. 5,24).
So liegt nun der Gerechte da, ruhig in seinem Gewissen, weil ihm die Sünden vergeben sind und er Gottes Gnade in seinem Herzen genießt. Das Kreuz Christi drückt er auf seine Brust, um seine Liebe und Verehrung Jesus Christus, dem Gekreuzigten, anzuzeigen, die er in seinem ganzen Leben im Herzen getragen, auf den er immer ganz allein vertraute, der auch jetzt im Tod sein einziges Vertrauen und seine ganze Zuversicht ist. Ihm lebte er, Ihm stirbt er. Aus seinem freundlichen, heiteren Angesicht leuchtet hervor der innere Friede, der göttliche Trost, die heilige Salbung des Geistes, die in seinem Herzen wohnt. Auge und Herz sind gen Himmel gerichtet, und sein ganzer Anblick drückt aus und sagt, was sein Inneres denkt: "Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein." Der Engel Gottes wartet auf seine Seele, bis sie vollendet ist, um sie in Gottes Schoß zu tragen. Ist er endlich aufgelöst von den Banden des Leibes und der Sterblichkeit, so eilt seine Seele dem entgegen, an den sie hier geglaubt, auf den sie gehofft, den sie geliebt hat, ohne Ihn zu sehen. Nun soll sie vor Seinem Angesicht erscheinen. Christus eilt entgegen und streckt beide Arme nach ihm aus, sprechend: "Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen; Ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!" (Matth. 25,21)
Der Satan muss mit Schande abziehen.
Welche Freude, welche Wonne dann das sein wird, Christus von Angesicht zu sehen, wie Er ist, und nun Ihm gleich zu werden an Herrlichkeit und Seligkeit! Wer kann das beschreiben?
So stirbt der Gerechte, der an Christus gläubige und im Kampf gegen die Sünde, Welt und Teufel standhaft verharrende Christ. Ein so schönes Ende nimmt der Kampf und das Leiden der Frommen! O möchte das jeden aufmuntern, fortzuglauben, fortzukämpfen, nicht zu ermüden, mit allem Ernst zu ringen, bei der engen Tür einzugehen und den Lauf glücklich zu vollenden! Drüben wartet eine herrliche Krone, ein unverwelkliches, unbeflecktes, herrliches Erbe.
Gebet
O Herr Jesus Christus, wie wohl wird es mir einst auf dem Sterbebett um das Herz sein, wenn ich Dich im Herzen habe, wenn Du bei mir bist und mich tröstest! Wer will mich dann beunruhigen, verdammen? Meine Sünden? Die hast Du mir vergeben, hast mich gerechtfertigt, abgewaschen, gereinigt und geheiligt durch Dein teures, kostbares Blut. Sollte mich Satan anfechten und schrecken können? Nein. Du hast ihn überwunden, ihm die Macht genommen; er kann nichts gegen mich, denn Du bist für mich, ja Du bist für mich gestorben und auferstanden und sitzest für mich zur Rechten Gottes, bittest für mich und vertrittst mich (Römer 8). Nichts wird mich daher im Tod von Deiner Liebe scheiden können. Nun, liebster Jesus, lass mich nur Dir leben, Dir sterben! Lass mich Dir jetzt recht treu anhangen und nimmer von Dir weichen! Gib mir die Gnade, dass ich täglich sterbe, allem absterbe, was Du nicht bist, mein Herz von allem losreiße, was nicht mit mir geht im Tod! - Erwecke in mir die brennende Begierde nach Deinem himmlischen, ewigen Reich, dass mein Wandel schon jetzt im Himmel sei, wo ich bereits als Bürger und Hausgenosse angeschrieben bin. Diese selige Hoffnung, einst bei Dir zu sein, erfülle mich mit beständigem Eifer, hier Gutes zu tun, ohne müde zu werden, damit ich dort einst ohne Aufhören ernten kann. Dabei lass mir, liebster Heiland, die Zuversicht zu Dir, das Vertrauen auf Dein heiliges Verdienst, auf Deine Barmherzigkeit und Liebe nie entfallen, sondern lass mich standhaft hoffen und vertrauen auf Dein Leiden und Sterben, auf Deine kostbaren, unendlichen Verdienste, der Du für mich gestorben bist und nun für mich lebst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Zu Dir, Du Quell des Lebens,
Herr Jesu, ruft mein Herz,
dem ich noch nie vergebens
geklaget meinen Schmerz.
Du Tilger meiner Sünden,
ich weiß in Not und Tod
sonst keinen Trost zu finden
als nur bei Dir, mein Gott!
In meinem großen Zagen
soll, Jesu, Deine Pein,
die Du für mich getragen,
mein größtes Labsal sein;
Dein Blut soll mich erquicken,
das Du vergossen hast;
nach Dir nur will ich blicken,
bis Herz und Mund erblasst.
So soll mein Los stets bleiben,
zu folgen, Jesu, Dir,
die Sorg mich immer treiben,
Dir zu gefallen hier.
Ich warte mit Verlangen,
bis ich bei Dir darf sein,
Dich ewig zu umfangen,
mich ewig Dein zu freun.
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Johannes Goßner (1773-1858)
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