Bibel und christlicher Glaube

gottesbotschaft.de - 29.03.2024
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Gegensätzliche biblische Aussagen?

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Gegensätzliche biblische Aussagen?



So geh hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn dies dein Tun hat Gott schon längst gefallen. Alles was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tue; denn bei den Toten, zu denen du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit.

Prediger 9, 7.10


Das Buch Prediger im Alten Testament (Kohelet) könnte pessimistisch stimmen. Denn der Tenor des Buches scheint der zu sein, dass letztlich alles sinnlos und vergeblich ist. Der Prediger Salomo verwendet dazu das Wort "eitel": "Alles ist eitel."

Martin Luther hatte an diesem Buch schwer zu kauen, denn zu seiner Zeit hat das Verständnis des Prediger-Buches dazu geführt, dass viele, ob der "Sinnlosigkeit" des Lebens, ins Kloster flüchteten und das "Entsagen von der Welt" für ein gottgefälliges Tun hielten.

Luther merkte aber dann, dass es hier um die Sinnlosigkeit eines gottfernen Lebens geht und dass nicht die Gaben Gottes an sich sinnlos sind. Wer im Glauben steht, weiß, dass ohne Gott alles sinnlos ist, ebenso wie menschliche Anstrengungen und Mühen, auf denen nicht der Segen Gottes ruht.

Trotzdem fordert der Prediger dazu auf, das Leben zu genießen und das Beste daraus zu machen, und bei den obigen Versen fällt mir 1. Korinther 15, 32 ein: "Wenn die Toten nicht auferstehen, dann lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot!" (Jesaja 22.13)

Entgegen dem Zeugnis des Neuen Testaments, wo es darum geht, dass uns auch der Tod nicht von Christus trennen kann, und wo sich Paulus wünscht Abscheiden zu können, um beim Herrn zu sein, scheint Salomo davon auszugehen, dass mit dem Tod alles aus ist.

Ähnliche Aussagen finden wir auch an anderer Stelle des Alten Testaments, wo nur ganz zaghaft von der Auferstehung geschrieben steht, wie bei Daniel 12, 13, wo es um das Ruhen bis zur Auferstehung am Ende der Tage geht.

Solche gegensätzlichen Aussagen interessieren mich immer ganz besonders.

Für die Schreiber des Alten Testaments ging es um ein erfülltes Leben. Der Segen Gottes bestand darin, dass man alt und lebenssatt starb und sich an Kindern und Kindeskindern erfreuen konnte.

Erst durch Jesus Christus wurde der Bogen dann ganz erheblich weiter gespannt. Es geht nicht mehr um ein erfülltes irdisches Leben, sondern um die Fülle des ewigen Lebens, demgegenüber das verblasst, was die Welt zu bieten hat. Vor die Wahl gestellt, soll der Christ alles was die Welt zu bieten hat, loslassen, wenn er dafür das ewige Leben gewinnt.

Widersprechen sich nun Altes und Neues Testament?

Ich meine, dass wir das so nicht sehen dürfen. Auch der Prediger ist Wort Gottes, hinter dem die Autorität Gottes steht. Der Prediger Salomo war in seiner Erkenntnis noch nicht so weit geführt worden, wie die Apostel und Evangelisten im Neuen Bund.

Die Aussagen des Prediger Salomos stimmen mit den Aussagen des Neuen Testaments insoweit überein, wenn deutlich gemacht wird, dass das, was die Welt zu bieten hat, nicht schon alles sein kann, sondern dass es noch ganz erheblich mehr gibt, nach dem wir Ausschau halten sollen, weil es das eigentlich Entscheidende ist.


Jörgen Bauer




Lass mich, o Herr, in allen Dingen
auf deinen Willen sehn und dir mich weihn;
gib selbst das Wollen und Vollbringen
und lass mein Herz dir ganz geheiligt sein.
Nimm meinen Leib und Geist zum Opfer hin;
dein, Herr, ist alles, was ich hab und bin.

Gib meinem Glauben Mut und Stärke
und lass ihn in der Liebe tätig sein,
dass man an seinen Früchten merke,
er sei kein eitler Traum und falscher Schein.
Er stärke mich in meiner Pilgerschaft
und gebe mir zum Kampf und Siege Kraft.

Lass mich, solang ich hier soll leben,
in gut und bösen Tagen sein vergnügt
und deinem Willen mich ergeben,
der mir zum Besten alles weislich fügt;
gib Furcht und Demut, wann du mich beglückst,
Geduld und Trost, wann du mir Trübsal schickst.

Ach, hilf mir beten, wachen, ringen,
so will ich dir, wenn ich den Lauf vollbracht,
stets Dank und Ruhm und Ehre bringen,
dir, der du alles hast so wohl gemacht.
Dann werd ich heilig rein und dir geweiht,
dein Lob verkünden in Ewigkeit.


(Lied ' Lass mich, o Herr, in allen Dingen ', Georg Joachim Zillikofer (1730 – 1788) )




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