Bibel und christlicher Glaube

gottesbotschaft.de - 29.03.2024
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Feindesliebe

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Feindesliebe




Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebet eure Feinde; tut denen wohl, die euch hassen; segnet die, so euch verfluchen und bittet für die, so euch beleidigen. Und wer dich schlägt auf einen Backen, dem biete den anderen auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem wehre nicht auch den Rock. Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das deine nimmt, da fordere es nicht wieder.

Lukas 6,27-30 (Luther 1912)


Die heutigen Verse sind die wohl radikalste Forderung Jesu an die Seinen, gleichzeitig aber auch das Markenzeichen der Christen, das sie fundamental von anderen Religionen und Weltanschauungen unterscheidet. Denn das ist etwas, was unserem natürlichen Empfinden total entgegen gesetzt ist

So „unmöglich“ sind diese Forderungen Jesu dann aber auch wieder nicht, denn sie zeugen von einer tiefen Weisheit, die in neuerer Zeit von der Psychologie neu entdeckt wurde: Man kommt tatsächlich weiter, erwirbt sich Respekt und gewinnt Menschen, wenn man sich in dieser Art, auf überlegene Weise, verhält.

Deshalb geht von den heutigen Versen auch eine starke missionarische Wirkung aus, insbesondere, wenn man danach tut!

Allerdings darf ein solches Verhalten, auch bei Christen, nie aus innerer Schwäche, aus einem fatalistischen unterwürfigen Geist heraus erfolgen, sondern muss aus einer inneren Stärke erwachsen, die für den anderen spürbar ist.

Übrigens klingt das bereits im Alten Testament an, wo es unter anderem heißt:

Hungert deinen Feind, so speise ihn mit Brot, dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser, denn du wirst feurige Kohlen auf sein Haupt häufen, und der Herr wird dir’s vergelten.
Sprüche 25,21-22

Woher kommt diese Stärke sich in dieser Weise, so ganz gegen unsere Natur und emotionalen Empfindungen, zu verhalten?

Es ist die Kraft, die aus der Gewissheit des Glaubens und aus der Bindung an Jesus Christus und damit an unserem himmlischen Vater, erwächst. Es geht dabei um mehr als nur Jesus Christus als „Vorbild“. Denn Vorbildern kann man nur bis zu einem gewissen Punkt nacheifern. Eben bis zu dem Punkt, an dem die eigene Kraft zu Ende ist.

Das Vorbild, das uns Jesus durch sein Leben, Leiden und Sterben gab, war nur möglich, weil ER selbst auf das Engste mit seinem himmlischen Vater als Kraftquelle verbunden war. Das gilt auch für uns. Nachahmen allein, genügt also nicht!

Je mehr wir im Glauben wachsen und reifen und damit Wurzeln in der Ewigkeit schlagen, um so leichter fällt es, sich von den nichtigen Dingen zu lösen und sich und sein ICH – das der letzte Grund für alle Probleme ist! – nicht mehr so wichtig zu nehmen.

Dazu verhilft die Gewissheit von Gott angenommen und damit ein Königskind und Erbe zu sein und damit eigentlich schon alles zu besitzen. Dem gegenüber verblasst dann vieles, was anderen wichtig und unaufgebbar scheint.

Wie sieht das nun mit der oft zitierten „Ohrfeige“ aus, die es, unter Darbietung der anderen Backe, auch noch anzunehmen gilt?

Das ist, ebenso wie mit dem Mantel und dem Zurückfordern, beispielhaft und grundsätzlich gemeint und fordert zu Großzügigkeit, Nachsichtigkeit und Gelassenheit auf.

Wir sollen das Verhalten des Anderen nicht zu unserem Maßstab machen, uns von ihm nicht unser Handeln diktieren lassen, sondern uns, in vollkommener innerer Freiheit, von der vergebenden Liebe Gottes leiten lassen. Also nicht, „wie du mir so ich dir!“, Gleiches mit Gleichem vergelten.

Wie viel Streit und böses Blut könnte vermieden werden, wenn man sich mehr daran hielte, und was würde man dabei wirklich verlieren? Würde man vielmehr nicht alles gewinnen? Oft würde doch schon ein Wort oder eine Geste der Versöhnung oder des Nachgebens ausreichen!




Liebe, die du mich zum Bilde
Deiner Gottheit hast gemacht;
Liebe, die du mich so milde
Nach dem Fall hast wiederbracht:
Liebe, dir ergeb' ich mich,
Dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die du mich erkoren,
Eh' als ich erschaffen war;
Liebe, die du Mensch geboren
Und mir gleich wardst ganz und gar:
Liebe, dir ergeb' ich mich,
Dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die du Kraft und Leben,
Licht und Wahrheit, Geist und Wort;
Liebe, dich sich bloß ergeben
Mir zum Heil und Seelenhort:
Liebe, dir ergeb' ich mich,
Dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die für mich gelitten
Und gestorben in der Zeit;
Liebe, die mir hat erstritten
Ew'ge Lust und Seligkeit:
Liebe, dir ergeb' ich mich,
Dein zu bleiben ewiglich.

Liebe, die mich wird erwecken
Aus dem Grab der Sterblichkeit;
Liebe, die mich wird umstecken
Mit dem Laub der Herrlichkeit:
Liebe, dir ergeb' ich mich,
Dein zu bleiben ewiglich.


(Lied 'Liebe, die du mich zum Bilde', Johann Scheffler 1657)




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