|
Das Buch „Sakrileg“ hält, was es verspricht. Im Brockhaus-Lexikon wird die
Bedeutung des Wortes „Sakrileg“ als „die Entweihung heiliger Orte oder Sachen
durch Schändung, Missbrauch oder Raub beziehungsweise tätliche Angriffe gegen
geweihte Personen.“ [1] wiedergegeben.
In Amerika wurde der Thriller bekannt unter dem Namen „The Da Vinci Code“ und
wurde weltweit über 40 Millionen mal verkauft. Ab 20. Mai 2006 sah man diesen
Thriller mit Tom Hanks in der Hauptrolle als Robert Langdon im Kino.
Nicht genug, dass man die lesende Bevölkerung in das Dunkel von Mythen
und Legenden schickt, jetzt werden diese Fiktionen, die als Tatsachen und Fakten
verkauft werden, mit dem Namen eines ansonsten "seriösen" Schauspielers
verbunden.
Die Behauptungen des Buches „Sakrileg“ können im Wesentlichen wie folgt
zusammengefasst werden:
- Eine geheime Bruderschaft „Prieuré de Sion“ hütet ein Geheimnis, welches
der Kirche den Todesstoß versetzen würde.
- Leonardo Da Vinci, Victor Hugo, Isaak Newton und andere waren Teil dieser
Bruderschaft.
- Der Heilige Gral ist kein Kelch, sondern das Geheimnis um die Ehe von
Maria Magdalena und Jesus.
- Leonardo Da Vinci hat geheime Botschaften in seinen Bildern verborgen.
- Maria Magdalena war mit Jesus verheiratet und hatte ein Kind von ihm.
- Maria Magdalena sollte statt Petrus der Fels der Kirche sein und das
göttlich Weibliche sollte durch Maria Magdalena zur Geltung kommen.
- Es gibt noch andere Evangelien neben den vier in der Bibel.
- Erst das Konzil von Nicäa 325 n. Chr. hätte Jesus zu Gottes Sohn gemacht
und uns den heutigen neutestamentlichen Kanon gegeben. Außerdem wurde dort der
Sabbat auf den Sonntag verlegt.
Wären diese Behauptungen wahr, würden Millionen von Menschen jahrhundertelang
an irgendwelche Fabeln und Legenden geglaubt haben. Der Glaube an den Gott der
Bibel würde zu einer „Farce“ werden, sollten diese Behauptungen stimmen.
„Sakrileg“ ist ein Roman, also Fiktion und Erfindung. Soweit seine
Erzählungen im Gewand historischer Wirklichkeit daherkommen, ist das Buch
ausgesprochen unzuverlässig. Besonders die Aussagen über die Geschichte der
christlichen Kirche, ihrer Theologie und ihrer Institutionen enthalten unzählige
Irrtümer und groteske Verzerrungen.
Im Prinzip sind die „neuen Offenbarungen“ zum einen überhaupt nicht neu, aber
sie sind es eigentlich auch gar nicht wert, ernsthaft beachtet zu werden. Warum
also dieser Artikel? Erstaunlich viele Menschen durchschauen diesen
Wahrheitsanspruch nicht als Teil des fiktionalen Spiels, wie man dies bei vielen
anderen Romanen kennt, sondern nehmen es für bare Münze. Manche Rezensenten
halten das Buch sogar für „akribisch recherchiert“ und für ein nützliches
Werkzeug für das theologische Nachdenken. Leider zeigt sich immer wieder, wie
leicht Menschen beeinflussbar sind und wie leicht Menschen durch solche
Phantastereien darin bestätigt werden, dass der christliche Glaube sowieso nicht
stimmt, und selbst aufrichtige Christen werden durch solche Behauptungen
verunsichert. Dan Brown, der Autor von Sakrileg, erweckt gleich zu Beginn auf
Seite 9 den Eindruck, dass sich diese Dinge auf „Fakten und Tatsachen“ gründen.
Über den Thriller an sich streiten sich die Kritiker. Zum literarischen Wert
gehen die Aussagen von „ein vorzüglicher Thriller“ bis hin zu „prätentiös,
marktschreierisch, selbstgerecht, arrogant, selbstverliebt, herablassend, glatt,
unlogisch, oberflächlich und abartig“. Persönlich kam ich gut in den
Erzählvorgang des Thrillers
hinein. Dan Brown hat es verstanden, den Leser am Lesen zu halten. Nebenbei
offenbart der Autor auch gewisse Zusammenhänge der Natur, wie z.B. die
Hintergründe der Zahl Phi (1,618) und wie man diese Verhältniszahl in der Natur
immer wieder findet (S. 129ff). Ich möchte aber jeden Christen, der sich nicht
unbedingt mit der Materie auseinandersetzen muss, davon abraten, diesen Roman zu
lesen. Zum einen wird hier in nicht ehrwürdiger Weise von dem Herrn Jesus
gesprochen und zum anderen kann man seine Zeit sicherlich sinnvoller im Reich
Gottes einsetzen. Nicht zuletzt möchte uns der Teufel durch solche Bücher auch immer wieder mit den alten Worten verführen: "Sollte Gott wirklich gesagt haben" und bei wie vielen findet er auch in dem Fleisch einen willkommenen Bundesgenossen. Dieser Art der Verführung sollte man sich nicht gleichgültig oder leichtfertig hingeben.
Zwischen den Seiten 300 und 400 (von 605 Seiten) gelangt der Thriller zu
seinem eigentlichen Höhepunkt und man hat den Eindruck, dass Dan Brown danach
nichts mehr wirklich Relevantes zuzusetzen hat. Es folgt nur noch ein Rätsel auf
das Nächste und man schreit innerlich förmlich: „Nun komm doch mal zum Ende“.
Auch erwartet man die großen „Fakten und Tatsachen“ für die ganzen nach und nach
offenbarten Phantastereien, die im Gewand historischer Wahrheit daherkommen. Der
aufrichtige Leser wird jedoch enttäuscht, denn das Geheimnis vom Heiligen Gral
wird natürlich nicht wirklich gelüftet und muss – vielleicht für immer –
schweigen. Der Schluss lässt sich mit „märchenhaft-kitschig“ beschreiben, was
aber sicherlich auch Geschmacksache ist. Es haben bereits andere gesagt, dass
dieser Thriller niemals so viel Erfolg gehabt hätte, wenn man nicht diesen
sensationsheischenden Hintergrund gewählt hätte. Viel zu groß ist bei vielen die
heimliche, innere Freude, wenn die Kirche in Misskredit gebracht wird – selbst
wenn das kaum einer laut sagen würde und die Kirche dabei auch in der Tat nicht
immer ganz unschuldig war. Dan Brown soll es recht sein, er ist nun
Multimillionär und kann sich jetzt genug „Scheunen“ bauen und das Leben
„genießen“ (siehe Gleichnis Lk. 12,18). Doch was, wenn Gott „heute seine Seele von ihm einforderte“? Das
letzte Hemd hat keine Taschen und was nützte es dem Menschen, wenn er die ganze
Welt gewinnt, aber seine Seele einbüßt?
Aber es gibt für Christen auch einen Grund zur Freude und wer weiß, ob nicht
der souveräne Gott auch hier Seine Hand im Spiel hat und dieses ganze „Theater“
über das Buch und den Film für Seine Sache nutzen kann. Es wird wieder über die
Bibel und deren Glaubwürdigkeit gesprochen. Endlich finden Christen wieder ein
Ohr, um die wirklichen Fakten und die Einzigartigkeit der Bibel ans Licht zu
stellen. Jeder wissenschaftlich arbeitende Historiker, ob gläubig oder
ungläubig, würde nie – wie bei amazon.de geschehen – von „genauen Recherchen“
oder „historischen Studien“ sprechen. Auch Dan Browns Frau Blythe zeigte keinen
wirklichen Kunstverstand (sie ist Kunsthistorikerin!) bei der Beratung ihres
Ehemannes, wenn man die ungeheuerlichen Unterstellungen liest, die Dan Brown
einem Leonardo Da Vinci unterschieben möchte. Dieser würde sich wahrscheinlich
im Grab umdrehen, könnte er diesen Roman lesen. Dazu aber weiter unten mehr.
Christen sollten diese einzigartige Gelegenheit nutzen, um mit den Menschen
über das Wunder der Entstehung der Bibel zu reden und den Nachweis erbringen,
dass die Bibel anerkanntermaßen das am besten überlieferte Werk der
Literaturgeschichte ist. Kein Platon, Aischylos, Aristophanes, Thukydides oder
Demosthenes sind auch nur annähernd so gut überliefert wie die Bibel – und da
fragt niemand nach der Glaubwürdigkeit, wobei natürlich auch keines dieser
Bücher den Anspruch der Bibel erhebt Gottes Wort zu sein.
Dr. Paul L. Maier schreibt: „So eigenartig es
scheinen mag – es stimmt: Irrlehren sind stets gut für die Gemeinde gewesen,
weil diese sie gezwungen haben, die Aufmerksamkeit erneut auf die zentralen
Lehren des christlichen Glaubens zu lenken, um den Irrtum zu bekämpfen. …
Möglicherweise zwingt dieser neueste Versuch, die Geschichte umzudeuten, daher
dazu, sich noch ausgiebiger mit dem Jesusbild, den Evangelien und den
Ursprüngen des christlichen Glaubens und dem geschichtlichen Weg der Kirche
durch die Jahrhunderte zu beschäftigen. Dies ist umso besser! Und wenn man
wieder über die Heilige Schrift redet, ist es noch besser.“ [3]
Dan Brown [4] wurde am 22.06.1964 in New Hampshire (USA) als Sohn eines mehrfach
ausgezeichneten Mathematikprofessors und einer bekannten Kirchenmusikerin
geboren. Seine Ausbildung am Amherst College schloss Brown mit einem
Bachelor-Abschluss in Englisch ab. Nach dem College studierte Brown zwei Jahre
Kunstgeschichte in Sevilla. In den folgenden Jahren unterrichtete er Englisch.
Bis zu seinem Abgang vom College hatte Brown noch keinen Roman aus der modernen
Unterhaltungsliteratur gelesen.
Mit nur vier Romanen ist Dan Brown zum absoluten Topautor der amerikanischen
Unterhaltungsliteratur geworden und zieht mit seinen Bestsellern nunmehr auch
Europa in seinen Bann. Er sagt selber über den Erfolg seiner Arbeit: „Geheime
Gesellschaften, verstecktes Wissen, verloren gegangene Geschichte, sinistre
Verschwörungen, so etwas spricht alle an, vom Chefarzt bis zum Klempner, von der
Designerin bis zur Küchenhilfe“. [5]
Auf der Internetseite von Dan Brown heißt es einmal, dass Dan Brown sich als
Christ bezeichnet:
"... vielleicht nicht im traditionellen Sinne des Wortes.
Wenn Sie drei Menschen fragen: "Was heißt es, ein Christ zu sein?", dann
erhalten Sie drei verschiedene Antworten. Die einen meinen, man müsse getauft
sein. Die anderen sagen, man muss die Bibel für historisch wahr halten. Wieder
andere verstehen unter Glauben die Tatsache, dass alle, die nicht an Christus
als ihren persönlichen Erlöser glauben, in die Hölle gelangen. Glaube ist
ständige Veränderung, und jeder folgt dem Glauben, der ihm gefällt... Wir alle
versuchen, das große Geheimnis des Lebens zu entschlüsseln, und jeder folgt
dabei seinen eigenen Erleuchtungen. Ich bekenne mich als ein Schüler vieler
Religionen. Je mehr ich lerne, umso mehr Fragen habe ich. Für mich wird die
spirituelle Suche ein lebenslang unvollendetes Werk bleiben." [6]
Man fragt sich, ob Dan Brown wirklich diese wirklichkeitsfremden
Fehlinterpretationen selber glaubt. Doch müssen wir seinen eigenen Angaben
zufolge davon ausgehen. Oder ist er philosophisch gesehen vielleicht
postmodernistisch eingestellt?
Dr. Paul L. Maier schreibt: „Postmodernisten,
darunter Dekonstruktionisten, vertreten folgende Überzeugung: Was immer für
SIE wahr ist, ist schlicht und einfach die Wahrheit. Es gibt keine objektiven
Maßstäbe oder allumfassende Normen, da alles relativ ist.“ [7]
So heißt es ja auch im Buch einmal: „Sophie, in unserer Welt beruht jeder
Glaube auf Erfindungen. Das ist ja gerade die Definition von Glaube: Etwas als
wahr zu akzeptieren, das wir für wahr halten wollen…“ (S. 461) – Wenn
Christen ihre Definition von Glaube dagegen setzen würden, dann würden sie
vielleicht antworten: „Glaube ist: auf die Worte und Taten Gottes vertrauen“.
Etwas für wahr halten, was wir für wahr halten WOLLEN ist nicht Glaube, sondern
Dummheit.
Viele Passagen in dem Roman sind durchaus sehr schlampig recherchiert. Dies
wäre alles zu entschuldigen, wenn Dan Brown die Messlatte nicht selber auf Seite
9 so hoch gelegt hätte, indem er selber schreibt: „Sämtliche in diesem Roman
erwähnten Werke der Kunst und Architektur und alle Dokumente sind wirklichkeits-
bzw. wahrheitsgetreu wiedergegeben.“
In der Aufklärungsbroschüre „Sakrileg – Geheime Evangelien?“ von Michael
Kotsch führt der Autor auf Seite 29ff. eine nicht enden wollende Liste von
dreiundvierzig offenbaren Fehlern, unlogischen Dingen, geographischen Fehlern,
naturwissenschaftlichen Fehlern und eindeutigen historischen Irrtümern auf. Wie
man da von „genauen Recherchen“ und „historischen Studien“ reden kann, wie bei amazon.de geschehen, ist wirklich eine Verdrehung der für alle sichtbaren
Wahrheit. Diese Liste von M. Kotsch reicht von Kleinigkeiten, wie Jasmindüfte im
April (S. 25f.), die bekanntermaßen im Juli/August blühen, bis zu übertriebenen
Darstellungen des Künstlers Leonardo da Vinci, der angeblich eine gewaltige
Produktivität an atemberaubenden Gemälden mit religiösen Inhalten im Auftrag des
Vatikans fertiggestellt haben soll (S. 68). Tatsächlich war Leonardo aufgrund
seiner vielfältigen Aktivitäten eher als unzuverlässiger Künstler bekannt. Im
Vergleich zu anderen Künstlern stellte er nur wenige Gemälde fertig. Nicht mehr
als 17 Gemälde sind von ihm erhalten.[8] Dass
diese und andere Dinge von seiner Frau als Kunsthistorikerin(!) durchgelassen
wurde, weckt in dem aufmerksamen Leser kein sonderliches Vertrauen in seine
anderen scheinbaren Fakten und Tatsachen. Selbst das Online-Magazin www.spiegel.de gibt dem Buchrezensenten José Garcia vom Opus Dei eine Plattform,
indem es dort auf die Behauptung Dan Browns, die „Geschichte würde im Kern
stimmen“, heißt:
„Dass sie nicht stimmt, ist jedem klar, der sich statt an
Phantastereien an wissenschaftliche Erkenntnisse hält. Was Brown etwa über die
Göttlichkeit Christi schreibt, die angeblich Kaiser Konstantin im Konzil von
Nizäa aus politischen Gründen habe feststellen lassen, was er über die
angebliche Ehe zwischen Jesus und Maria Magdalena und ein gemeinsames Kind
schreibt, ist schlicht abstrus. Dennoch ergötzen sich viele - selbst
Akademiker - an dem Werk voller historisch-verbrämter, hanebüchener
Behauptungen und nehmen für bare Münze - "wie interessant, dass Schlusssteine
in Kirchengewölben nach oben geöffnet sind und die Form einer Vulva haben!" -,
was ihnen in den esoterischen Kram passt.“ [9]
Kommen wir nun zu den eigentlichen Behauptungen dieses Romans.
Bereits zu Beginn auf Seite 9 heißt es unter der Überschrift „Fakten und
Tatsachen“ von der angeblichen Geheimgesellschaft „Prieuré de Sion“, die das
Geheimnis, dass Jesus mit Maria verheiratet war und ein Kind hatte, verwaltet:
„Die Prieuré de Sion, der Orden der Bruderschaft von Sion,
wurde im Jahr 1099 gegründet und ist eine Geheimgesellschaft, die bis heute
existiert. Im Jahr 1975 wurden in der Pariser Nationalbibliothek Dokumente
entdeckt, die unter der Bezeichnung Dossiers Secrets bekannt geworden sind und
aus denen hervorgeht, dass eine Reihe berühmter Männer der Prieuré angehörten,
darunter Sir Isaac Newton, Sandro Botticelli, Victor Hugo und Leonardo da
Vinci.“
Nicht nur, dass Brown sich in Widersprüchen vergeht, wenn er auf der einen
Seite sagt, dass diese Bruderschaft 1099 n. Chr. gegründet wurde und es dann
später auf Seite 218 heißt, dass dieser Orden auf eine Geschichte von über 1000
Jahren zurückblicken kann. Dan Brown scheint in seiner eigenen Welt zu leben und
der Zeit weit voraus zu sein ;-). Allerdings ist das noch ein Fehler, über den
man eher schmunzeln als ihn wirklich ernst nehmen kann.
Nahezu fatal ist jedoch die Behauptung, wer oder was diese Bruderschaft ist,
weil sie unter der Überschrift „Fakten und Tatsachen“ zu finden ist. Ich
empfehle dem Leser eine kurze Recherche im Internet, um die
Windigkeit dieser geheimen Bruderschaft selbst aufzudecken.
Die angegebenen Dokumente „Dossiers Secrets“ haben keinerlei historische
Relevanz. Sie stammen weder aus der Antike noch aus dem Mittelalter. Die
Sachverständigen sind sich darüber einig, dass diese Dokumente versteckt wurden,
um dann „wiedergefunden“ zu werden. Religionswissenschaftler und Qumranforscher
Prof. Claus-Hunno Hunzinger kommentiert Dan Browns Thesen über den geheim Orden
so:
„Die Leute sind von einer solchen religiösen
Ahnungslosigkeit, dass sie jeden Blödsinn glauben und auf den Leim gehen.
Gegen Argumente kann man wissenschaftlich argumentieren, gegen pure Phantasien
hat man nichts entgegenzusetzen, das ist wie der Kampf von Don Quichote gegen
die Windmühlen.“
Diese tatsächlich real-existierende konservative Organisation der röm.-kath.
Kirche gibt es wirklich. Das Selbstverständnis dieser Organisation lautet:
„Das Opus Dei ist eine internationale Seelsorgeeinrichtung
der katholischen Kirche. Es wurde 1928 vom heiligen Josefmaria Escrivá
gegründet.
Es will überall bekannt machen, dass die Arbeit und die gewöhnlichen
Lebensumstände Gelegenheiten sind, Gott zu begegnen, den anderen zu dienen und
zur Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse beizutragen. Das Opus Dei
arbeitet mit den Ortskirchen zusammen, indem es christliche Bildung (Vorträge,
Besinnungstage) und priesterlichen Beistand für diejenigen anbietet, die ihr
geistliches Leben und ihr Engagement in der Glaubensweitergabe erneuern
möchten.“ [10]
Der Begründer selbst über diese Organisation:
Hl. Josemaría Escrivá: „Das Opus Dei beherrscht keinen
weltlichen Bereich und will keinen beherrschen; es will lediglich die
Botschaft des Evangeliums verbreiten. Gott möchte, dass alle Menschen, die in
der Welt leben, ihn gerade im Vollzug ihrer weltlichen Tätigkeiten lieben und
ihm darin dienen. Dementsprechend arbeiten die Mitglieder des Opus Dei, da sie
ja normale Christen sind, wo und wie sie es für richtig halten. Das Werk
kümmert sich nur um ihre geistliche Betreuung, damit sie immer nach ihrem
christlichen Gewissen handeln.“ [11]
Weiter heißt es auf den Internetseiten des Opus Dei:
„Laut „Sakrileg“ soll das Opus Dei die Vatikan-Bank Anfang
der achtziger Jahre vor dem Kollaps gerettet haben. Als Gegenleistung dafür
habe es den Status einer Personalprälatur erhalten.
In Wirklichkeit hat weder das Opus Dei noch eines seiner
Mitglieder der Vatikan-Bank aus ihrer schwierigen Lage geholfen. Die
Kirchenleitung errichtete das Opus Dei 1982 als Personalprälatur, weil sie
nach jahrelangen Vorstudien zur Überzeugung gelangt war, dass diese neue
Rechtsform dem Wesen und der Zielsetzung des Opus Dei am besten entspricht.“
[12]
Weitere Information kann man auf der Homepage von Opus Dei nachlesen [13].
Sie vermittelt ein komplett anderes Bild dieser Organisation, als im Buch
dargestellt. Es finden sich dort auch Stellungnahmen zum Buch „Sakrileg“. Die
Aussagen des Buches und der Homepage sind derart konträr, dass man sich fragen
muss, wie Dan Brown eine derartige Verleumdungsaktion ruhigen Gewissens
verantworten kann. Ohne diese Organisation an sich rein waschen zu wollen,
sollte eine faire Auseinandersetzung mit dieser Gruppierung doch anders
aussehen.
Beim Heiligen Gral beschränke ich mich auf die Tatsache, dass dieser in der
Regel als der Kelch des letzten Abendmahls des Herrn mit seinen Jüngern
verstanden wurde und es Spekulation gibt, nach denen dann Josef von Arimathia
das Blut Jesu darin aufgefangen habe. In der Kunst wurde diese Spekulation um
1120 n. Chr. zum ersten Mal auf einem Gemälde dargestellt, ohne dieses Auffangen
des Blutes Jesu den Heiligen Gral zu nennen [siehe Ausgabe Nr. 16 April 2006 des
Focus-Magazins]. Hinter dieser Darstellung steckt wahrscheinlich die katholische
Idee, wonach sich bei der Eucharistie der Wein in das Blut Christi verwandeln
solle.
Die Legende über den Heiligen Gral kam jedoch erst namentlich im Jahr 1190 n.
Chr. auf, wahrscheinlich durch den altfranzösischen Dichter Chrétien de Troyes.
Der Focus interviewte den Gralsexperten Richard Barber, der auf die Frage
antwortete, ob sich dieser Dichter diese Geschichte ausgedacht hat, folgendes:
„Ja, offensichtlich. Es handelt sich geradewegs um einen
Prozess imaginativen Schreibens. Im Jahr 1180 kannte noch niemand die Sache,
die man Gral nannte, außer Chrétien. Er hatte eine Erziehungsgeschichte im
Kopf, sein Nachwuchsritter Perceval gerät in die Burg des kranken
Fischerkönigs und wird dort Zeuge einer Prozession. Ein Knabe trägt einen
blutenden Speer, ein Mädchen den goldenen Gral, der hell leuchtet und mit
Edelsteinen besetzt ist. Er ist ein Behälter für eine Hostie.“ [14]
Nach der These von Dan Brown kommen angeblich ca. 1180 Jahre n. Chr. einige
Leute auf die Idee, etwas in die Welt zu setzen, wonach der Heilige Gral eine
Person ist und dass Maria Magdalena das Blut Christi quasi aufgefangen hat [im
Bilde des Kelches], um einen Stammhalter zu zeugen und das Geschlecht des Herrn
am Leben zu erhalten. Allerdings wurde diese Botschaft hinter der eigentlichen
Legende, wonach der Kelch der Heilige Gral wäre, verborgen. Schließlich hätte
man dies ja nicht öffentlich sagen dürfen, da es der Todesstoß für die Kirche
gewesen wäre. Michael Kotsch hat sich in der Broschüre „Sakrileg – Geheime
Evangelien?“ ab Seite 77 ausgiebig mit der Gralslegende beschäftigt.
Selbst das säkulare Focus-Magazin schreibt:
„Seriöse Historiographie schilt die Gattung der
Baigent-Monografien [worauf Brown sich beruft] Pseudogeschichte, sehr
konservative Akademiker fügen noch das Adjektiv „paranoid“ hinzu.“ [15]
So manche Bilder von Leonardo da Vinci haben Weltruhm erlangt. Eines der
bekanntesten Bilder ist das letzte Abendmahl des Herrn mit Seinen Jüngern. Hier
möchte Dan Brown nun eine geheime Botschaft entdeckt haben. Wie oben bereits
erwähnt, sieht Brown Leonardo als Mitglied der Bruderschaft "Prieuré de Sion". Da diese Bruderschaft das mächtigste Geheimnis nicht öffentlich machen
konnte, wurden hier und da in der Kunst und in der Musik bestimmte Botschaften
versteckt. Diese These stützt Brown allein auf die windigen Dokumente „Dossiers Secrets“ von 1956, die nach historischen und wissenschaftlichen Gesichtspunkten
keinerlei Relevanz besitzen. Leonardo hätte nach Brown die Maria neben dem Herrn
gemalt. Petrus würde angeblich Maria mit einem Messer bedrohen oder jedenfalls
angezeigt haben, dass es hier um den Anspruch dieser beiden ging, auf wem die
Gemeinde/Kirche erbaut werden sollte. Diese Thesen sind insoweit unglaubwürdig,
da Brown überhaupt nicht verstanden hat, dass die Kirche weder auf Maria noch
auf Petrus erbaut werden sollte, sondern dass die Gemeinde auf das Zeugnis des
Petrus erbaut werden sollte, der sagte: „du bist der Christus, der Sohn des
lebendigen Gottes“ (Mt. 16,16) – doch ist es natürlich theoretisch möglich,
dass Leonardo Da Vinci die Bibelstelle aus Matthäus 16 genauso falsch verstanden
hat wie Dan Brown und die katholische Kirche, die ja bekanntermaßen aus dieser
Stelle das Papsttum begründen möchte.
Zugegebenermaßen sieht die Person rechts von dem Herrn sehr weiblich aus. Das
war jedoch der Stil vieler Künstler zur damaligen Zeit. Im Weiteren hätten es
dann natürlich auch nicht nur zwölf, sondern dreizehn Personen (zwölf Jünger + Maria) sein
müssen, die auf dem Bild zu sehen sind. Doch die Erklärung des Bildes, was
übrigens wahrscheinlich nach genauen Vorgaben gezeichnet werden musste
(jedenfalls war das üblich zur damaligen Zeit), ist ganz einfach, wenn man die
biblischen Berichte kennt. In Johannes 13,21-24 heißt es:
„Als Jesus dies gesagt hatte, ward er im Geiste erschüttert und bezeugte
und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich
überliefern. Da blickten die Jünger einander an, zweifelnd, von wem er rede.
Einer aber von seinen Jüngern, den Jesus liebte, lag zu Tische in dem Schoße
Jesu. Diesem nun winkt Simon Petrus, damit er forschen möchte, wer es wohl
wäre, von welchem er rede.“
Petrus wendet sich durchaus nicht an Maria, sondern an den noch sehr jungen
Jünger Johannes, der im Johannes-Evangelium fünf mal der „Jünger, den Jesus
liebte“ genannt wurde, um zu erforschen, von wem der Herr redete. Schaut man
sich das Bild nun genau an, dann schauen die anderen gerade so, als wollten sie
sagen, „ich bin es doch nicht, Herr“ oder „von wem redest du“. Der eine ist
überrascht, der andere entrüstet usw.
Warum hat aber Petrus ein Messer in der Hand? Nun, ich möchte da auch nicht
zu viel spekulieren, aber Petrus war immer der forscheste aller Jünger und er
stand wohl schon bereit, seinen Herrn zu verteidigen. Petrus war es ja, der
sagte: „wenn sich auch alle an dir ärgern würden, ich nicht“ (Mt. 26,33).
Und tatsächlich hieb Petrus auch einige Stunden später dem Malchus das rechte
Ohr ab (Joh. 18,10). Eine Verschwörungstheorie à la Dan Brown ist allerdings reine Phantasie.
Übrigens: Schöne Grüße an die Frau-"Kunsthistorikerin" und Ehefrau Blythe Brown!
;-)
Auch bei dem Bild der Mona Lisa finden wir die Nachlässigkeit bei der
angeblich so „genauen Recherche“. Was man Dan Brown noch nachsehen könnte, kann
man einer Kunsthistorikerin jedoch nicht nachsehen. Wenn Leonardo da Vinci
wirklich eine geheime Botschaft à la Dan Brown übermitteln wollte und dies
besonders in dem Namen des Bildes, dann fragt man sich natürlich, wie er das
hätte machen sollen. Angeblich soll das Wort „Mona Lisa“ ja für „Amon L’isa“
(Roman S. 167) stehen, wobei dann Amon für den männlichen Götterkult und
L’isa (oder Isis) für den weiblichen Götterkult der Ägypter steht. Diese Theorie
ist insofern absurd, da das Bild zu Leonardos Lebzeiten noch gar keinen Titel
trug. Erst dreißig Jahre nach dem Tod des Meisters benutzt der Leonardo-Biograph
Giorgio Vasari erstmals den Namen „Mona Lisa“ für das Gemälde. Wie also sollte
Leonardo eine geheime Botschaft codieren, wo er doch den Namen noch gar nicht
kannte und die weitaus meisten seriösen Experten andere Theorien über den
Hintergrund dieses Bildes bevorzugen?
Maria Magdalena wird in den vier Evangelien insgesamt zwölfmal erwähnt.
- Sie wird als eine Frau beschrieben, die unter dämonischer Besessenheit
gelitten hatte und aus der Jesus sieben Dämonen austrieb (Mk. 16,9; Lk. 8,2).
- Sie ist eine der Frauen, die Jesus bei Seinem Wirken begleiteten (Lk.
8,2).
- Sie war eine Zeugin der Kreuzigung (Mt. 27,56; Mk. 15,40; Joh.19,25).
- Sie war beim Begräbnis Jesu anwesend (Mt. 27,61; Mk. 15,47).
- Sie war eine Zeugin am leeren Grab (Mt. 28,1-10; Mk. 16,1-8; Lk. 24,10).
- Nach Seiner Auferstehung erschien Jesus ihr allein am Grab (Mk. 16,9; Joh.
20,1-18).
Dan Brown erwähnt in seinem Buch das so genannte Philippus-Evangelium,
welches höchstwahrscheinlich aus dem 3. Jahrhundert stammt. Es hat also keinen
Bezug zur historischen Wirklichkeit.
Nicky Gumbel schreibt dazu: „Dan Brown
behauptet zwar in „Sakrileg", dass diese gnostischen „Evangelien" älter wären
als die Schriften des Neuen Testaments, aber interessanterweise zitiert das
Philippus-„Evangelium" sogar aus dem Neuen Testament (z. B. aus 1. Kor. 8,1;
1. Petr. 4,8; Mt. 15,13). Das ist mit Sicherheit ein klarer Beweis dafür, dass
das Philippus-„Evangelium" erst nach dem Neuen Testament verfasst wurde, nicht
vorher.“
Aber nehmen wir für einen Moment an, Dan Brown hätte Recht, und das
Philippus-Evangelium wäre ein ernst zu nehmendes Evangelium. Was steht dort nun?
„Und die Gefährtin des Erlösers war Maria Magdalena.
Christus liebte sie mehr als seine Jünger und küsste sie oft auf den Mund. Die
Jünger waren darüber erzürnt und verliehen ihrer Enttäuschung Ausdruck. Sie
sprachen zu ihm: Warum liebst du sie mehr als uns?“
Dabei muss man noch erwähnen, dass das Wort "Mund" nur unleserlich
überliefert wurde und hier genauso gut "Stirn" oder "Wange" stehen könnte, wie
es im Mittleren Osten auch heute noch üblich ist (siehe Buch von Erwin Lutzer
"Der Da Vinci Code" S. 77). Darauf baut nun Dan Brown und vor ihm Baigent und Leigh in „Verschlusssache
Jesus“ ihre ganze Theorie. Der Focus schreibt zurecht:
„Der Satz [siehe oben] könnte auch als äußerst knappe
Kurzfassung der Gralstheorien von Michael Baigent, Dan Brown und Richard Leigh
gelesen werden.“ [16]
Kann man aus dieser Stelle wirklich schließen, dass Jesus mit Maria
verheiratet war und sogar ein Kind gehabt hat? Es mag verrückt klingen, aber das
sind die angeblich so schlagenden Beweise für die Ehe zwischen Jesus und Maria
Magdalena. Nicht nur, dass es absurd wäre, dass die Jünger sich beschwerten
über die Liebe des Herrn zu seiner angeblichen Frau, das wäre schließlich das
Normalste von der Welt. Auch die Frage der Jünger „Warum liebst du sie mehr als
uns?“ zeigt deutlich an, dass es hier nicht um die Liebe zwischen Mann und Frau
geht. Und die Jünger werden mehrfach im Neuen Testament „die Gefährten“ genannt.
Was will mal also mit dieser Stelle wirklich beweisen?
Im Weiteren: Was sollen wir dann davon halten, wenn in einem anderen
gnostischen Text, die „Zweite Apokalypse des Jakobus“, steht, dass der
auferstandene Jesus den Jakobus auf den Mund küsste und ihn „mein Geliebter“
nannte. Scheinbar verstanden die Schreiber dieser Zeilen diese Küsse auf den
Mund nicht als sexuellen Akt, sondern als einen symbolischen Ausdruck [abgesehen
davon, ob diese Sache nun stimmt oder nicht!]. Dan Brown zitiert diese
gnostischen Texte so wie es ihm in den Kram passt. Wenn sie für seine
Phantastereien sprechen, dann müssen sie für seine Sache herhalten, aber wenn
sie ihr widersprechen, wird das unter den Tisch gekehrt. So heißt es z. B.
einmal in dem so genannten Thomas-Evangelium:
„Simon Petrus sprach zu ihnen: Maria soll von uns weggehen,
denn die Frauen sind des Lebens nicht wert. Jesus sprach: Siehe, ich werde sie
ziehen, auf dass ich sie männlich mache, damit auch sie ein lebendiger, euch
gleichender, männlicher Geist werde. Jede Frau, die sich männlich macht, wird
eingehen in das Königreich der Himmel.“ [17]
Diese Stelle widerspricht so ziemlich allem, was Dan Brown uns gerne durch
sein Buch mitteilen wollte. Er möchte ja gerne das göttlich Weibliche
wieder in den Vordergrund heben, was seiner Meinung nach durch die Kirche
bewusst vernichtet wurde. Dazu beruft er sich auf die nicht anerkannten
gnostischen Texte, worin aber eben auch solche Texte stehen wie der zuvor
zitierte. In Wirklichkeit gibt es wohl kaum eine Religion, die der Frau einen
höheren Wert gibt als gerade das richtig verstandene Christentum. Dass die
Kirche hier im Allgemeinen viele Jahrhunderte lang gefehlt hat, mag dabei wahr
sein.
Es gibt eigentlich nur zwei Hinweise, auf die sich Dan Brown bei dieser
Behauptung stützen kann. Es handelt sich zum einen um das oben erwähnte „Philippus-Evangelium“
und um das „Evangelium der Maria Magdalena“. Beide Evangelien haben aber
historisch gesehen keinerlei Relevanz, da diese auf das 3. bzw. 2. Jahrhundert
datiert wurden. Aber selbst wenn man sie für wahr ansehen würde, so enthalten
sie keinen einzigen direkten Beweis für die Behauptung, dass Jesus verheiratet
gewesen wäre und schon gar nicht, dass Er ein Kind gehabt hätte. Es ist schon
Wahnsinn, wie weit zu gehen Dan Brown bereit ist, wenn er schreibt: „Ich
möchte Sie nicht mit endlosen Verweisen auf die Verbindung von Jesus und Maria
Magdalena langweilen“ (S. 339), wenn man bedenkt, dass es deren zwei gibt
und diese noch nicht einmal einen direkten Hinweis geben.
Mitte des 20. Jahrhunderts wurden am Westufer des Toten Meeres in
verschiedenen Berghöhlen die wohl sensationellsten antiken Schriftenfunde, die
jemals gemacht worden sind, ans Licht gebracht. Ein großer Teil dieser Funde
enthält die Literatur der jüdischen „Sekte von Qumran", die meistens mit den
Essenern (1. Jh. v. Chr. - 1. Jh. n. Chr.) identifiziert wird. Die größte
Bedeutung dieser Entdeckungen liegt jedoch für den Bibelleser eindeutig darin,
dass in Qumran die älteste erhaltene Sammlung von Schriften des Alten Testaments
gefunden wurde, die alles bis dahin Bekannte an Alter um über 1000 Jahre
übertrifft! Die Funde können deshalb ohne Übertreibung als sensationell
bezeichnet werden. Sie sind für unsere Kenntnis der Geschichte des Judentums und
der Überlieferungsgeschichte der Bibel von großem Wert. [18]
Dan Brown schreibt nun über diese Funde: „Natürlich hat der Vatikan in
Fortsetzung seiner Tradition der Verschleierung und Informationsunterdrückung
mit allen Mitteln versucht, die Veröffentlichung dieser Schriften zu verhindern“
(S. 323). Alexander Schick schreibt in seinem Buch „Faszination Qumran“, dass
die Herausgabe der Qumranschriften unter Aufsicht der jordanischen und
israelischen Antikenverwaltung erfolgte. Der Vatikan hatte also mit der Edition
der Texte nichts zu tun und konnte demnach auch keine Schriften unterdrücken
bzw. unter Verschluss halten. Zudem sind seit November 2001 alle Qumran-Texte
zugänglich und jeder kann die Übersetzungen der Qumranschriften lesen und
feststellen, dass dort keine Geheimbotschaften über Jesus und Maria enthalten
sind. Ähnlich verhält es sich im übrigen auch mit den Nag Hamadi-Texten, die Dan
Brown mehrfach erwähnt.
Bezüglich der Persönlichkeit Konstantins schreibt Brown die Geschichte
kurzerhand um. Brown legt es seinem Symbolologen Langdon in den
Mund, „dass Kaiser Konstantin und seine männlichen Nachfolger den Übergang
der Welt vom heidnisch matriarchalischen Mutterkult zum patriarchalischen
Christentum mit einem Propagandafeldzug ohnegleichen durchgedrückt haben, der
das göttlich Weibliche dämonisiert und die Göttinnen für immer aus der modernen
Religionsausübung verdrängt hat.“ (S. 172). Dazu gibt es jedoch keinerlei
seriösen Hinweise. Konstantin hatte weniger irgendeine Religion oder einen
Götterkult im Sinn als vielmehr ein starkes politisches Interesse. Von Hause aus
war Konstantin christlicher Prägung, Vater und Mutter bekannten sich zum
Christentum, wobei die Mutter Helena durch ihre Wohltaten an den Armen bekannt
wurde. Konstantin hat sich aber erst im Jahre 313 öffentlich für das Christentum
ausgesprochen (geboren wurde er 280 n. Chr. und starb 337 n. Chr.), indem er die
Christenverfolgung, die durch Diokletian initiiert wurde, beendete. In der Folge
verschmolz die Kirche immer mehr mit dem Staat, so dass sich viele Menschen
taufen ließen, weil sie dadurch bestimmte Vorzüge genossen. Vermutlich geschah
dieses Entgegenkommen Konstantins weniger aus innerer Überzeugung als aus
politischen Interessen. Andrew Miller geht in seiner „Geschichte der
christlichen Kirche“ Band 1 ausführlich auf das Leben und Wirken Konstantins
ein. Hier können wir dieses Thema nicht weiter vertiefen.
Die Behauptung Browns: „Konstantin gab eine neue Evangeliensammlung in
Auftrag, die er obendrein finanzierte. In diese Sammlung durfte keine jener
Darstellungen aufgenommen werden, in denen Jesus als Mensch gesehen wurde,
während alles, was ihn in ein göttliches Licht rückte, besonders hervorzuheben
war. Die früheren Evangelien wurden geächtet, konfisziert und verbrannt.“
(S. 322) - ist sicher so nicht wahr. Brown fährt dann weiter fort, indem er
behauptet, dass zum Glück die Wahrheit der Nachwelt erhalten blieb, nämlich in
den Schriftrollen vom Toten Meer. Tatsächlich wurden dort die so genannten
gnostischen Schriften gefunden, doch leider bezeugen diese gerade die einseitige
Lehre der Gnostiker, die in Jesus eben keinen wahren Menschen gesehen haben,
sondern sein göttliches Leben in den Vordergrund stellten und es ablehnten, dass
Jesus Christus einen normalen menschlichen Leib gehabt hätte. Diese Schriften
beinhalten also genau das Gegenteil von dem, was Brown gerne darin finden
möchte. Brown möchte ja gerne in seinem Buch beweisen, dass Jesus Christus erst
auf dem Konzil von Nicäa 325 n. Chr. zum Sohn Gottes erhoben wurde und davor
überall lediglich als sterblicher Mensch angesehen wurde. Die Wahrheit ist, dass
Brown besser die Bibel gelesen hätte als die gnostischen Schriften vom Toten
Meer, denn in der Bibel, wie wir sie heute überliefert in Händen halten, gibt es
mehr Indizien für die wahre Menschheit des Herrn, als in den gnostischen
Schriften. Der Herr Jesus wird uns im Neuen Testament als wahrer Mensch
vorgestellt, Er war müde (Joh. 4,6), Er hatte Hunger (Mt. 4,2), Er hatte
menschliche Gefühle (Mk. 11,15-17), Er liebte (Joh. 11,35;13,1), Er wurde auf die
Probe gestellt (Mk. 1,13), Er lernte (Lk. 2,52), Er arbeitete (Mk. 6,3) und Er
gehorchte Seinen Eltern (Lk. 2,51). Natürlich stellt uns das Neue Testament auch
die göttliche Seite vor, wenn wir lesen, dass Er über das Wasser ging, wie Er
Menschen sättigte, Menschen heilte und Tote auferweckte oder einer der Jünger
ausrief: „Mein Herr und mein Gott“. Es ist einfach nicht wahr, wenn Brown
behauptet, dass „vor 325 n. Chr. niemand glaubte, dass Jesus göttlich war“. Ein
kurzer Blick in die Kirchengeschichte vor 325 n. Chr. bringt die Beweise ans
Licht:
- Ignatius von Antiochien (ca. 50 - ca. 117 n. Chr.):
Jesus Christus, „unser Gott" (in „Brief an die Epheser“, Kap. 15,3)
- Justin der Märtyrer (ca. 133 - ca. 165 n. Chr.)
bezeichnet Christus als „Sohn Gottes" und als „Gott" (in „Dialog mit Trypho“,
126. Kapitel)
- Melito von Sardes (gestorben um 195 n. Chr.):
„Er, der Gott und gleicherweise vollkommener Mensch war." (in einem Fragment
bei Anastasius vom Sinai: Viae Dux)
- Irenäus von Lyon (ca. 135 - ca. 202 n. Chr.):
„Er ist der heilige Herr, der Wunderbare, der Ratgeber [...] und der mächtige
Gott." (in „Gegen die Häresien“, Buch 3, Kapitel 19,2)
- Clemens von Alexandrien (ca. 150 - ca. 215 n. Chr.):
„Er allein ist sowohl Gott als auch Mensch." (in „Mahnrede an die Griechen“,
1,7,1.)
- Tertullian (ca. 150 - ca. 230 n. Chr.):
„[...] weil Christus auch Gott ist." (in „De Anima“, 41,3) [19]
Brown schreibt auf S. 321, dass auf dem Konzil von Nicäa die Abstimmung für
die Göttlichkeit Jesu sehr knapp ausfiel. Fakt ist, dass von etwa dreihundert
Stimmen lediglich zwei Gegenstimmen gezählt wurden. Dazu muss man jedoch fairerweise sagen, dass dies wahrscheinlich zum Teil auch durch den Druck
Konstantins zustande kam und viele aus Angst vor dem Kaiser für die Göttlichkeit
Christi stimmten. [20]
Aber auch die Behauptung, Konstantin hätte eine Evangeliensammlung in Auftrag
gegeben, ist nicht richtig. Bereits 150 n. Chr. gibt es Dokumente und Listen,
aus denen hervorgeht, welche Schriften von der Christenheit als inspiriert
anerkannt wurden und welche nicht. Konstantin bestätigte auf dem Konzil in Nizäa
lediglich das, was von der Christenheit im Allgemeinen schon längst anerkannt
wurde. Die These, Konstantin hätte die Evangelien sogar ausgeschmückt und
manipuliert, ist nicht haltbar. Das kann man dadurch beweisen, wenn man
Schriften kurz vor 325 n. Chr. mit gefundenen Fragmenten um 130 n. Chr.
vergleicht. Sie stimmen in ganz erstaunlicher Weise überein. Der heute vielfach
gehörte Einwand, an der Bibel wurde unzählige Male herumverbessert und ergänzt
und gestrichen, kann durch die historischen und archäologischen Funde widerlegt
werden. Es gibt kein Buch der Weltliteratur, das besser überliefert wurde als
die Bibel. Das macht das Wunder des Buches der Bücher aus.
Brown fragt in seinem Roman: „Was gibt es Schöneres als
Verschwörungstheorien?“ (S. 233). Man kann nur hoffen, dass es am Ende für
jeden „nichts Schöneres“ gibt, als die Wahrheit mehr als alles andere zu lieben.
[21]
Jene Leser, die vielleicht noch keine lebendige Beziehung zu Gott und dem
Herrn Jesus Christus haben und diesen Artikel mit Interesse gelesen haben und
überrascht wurden von der Glaubwürdigkeit und Einzigartigkeit der Entstehung der
Bibel und es wagen möchten, der Bibel mehr Vertrauen zu schenken, denen möchte
ich nahe legen, ihr Leben bewusst in die Hände Gottes zu legen. Vertrauen Sie
auf Christus. In Christus wurde Gott Mensch, um die Kluft, die zwischen Gott und
dem Menschen durch die Sünde entstanden ist zu überbrücken. Das tat Er, indem Er
auf dem Kreuz von Golgatha für die Sünden der Menschen gestorben ist, die einmal
an Ihn glauben würden. Jesus Christus hat es uns in Seinem Wort verbürgt: „Wenn
wir unsere Sünden bekennen, dann ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden
vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Joh. 1,9). Es stimmt,
so wie wir sind, können wir nicht vor Gott erscheinen, aber wenn wir uns darauf
verlassen und darauf stützen, was Jesus Christus für uns getan hat, dann wird
Gott uns annehmen.
Jesus sagt im Johannes-Evangelium 5,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage
euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben
und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben
übergegangen.“
Folgende Literatur-Empfehlungen möchte ich aussprechen, die mir
bei dieser Arbeit zur Verfügung standen:
Sakrileg – Daten, Fakten und Hintergründe – Hank Hanegraaff und Dr. Paul L.
Maier (www.clv.de)
Sakrileg – Geheime Evangelien? – Michael Kotsch (Logos Aufklärung)
Das Sakrileg unter der Lupe – Nicky Gumbel (GerthMedien)
Der ‚Da Vinci Code’ – Fakt oder Fiktion? – Erwin W. Lutzer (CV-Dillenburg)
Folgende Internetseiten beschäftigen sich mit diesem Thema:
www.sakrileg-betrug.de
http://www.karl-leisner-jugend.de/Sakrileg.htm
_______________
[1] Quelle: (c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG,
2001
[2] im Heft 16/2006 S. 118
[3] Quelle: „Sakrileg – Daten, Fakten, Hintergründe“
www.clv.de
[4] Ausführlichere Details zum Autor Dan Brown siehe „Sakrileg – Geheime
Evangelien?“ von Michael Kotsch – Logos Aufklärung
[5] Quelle: Alexander Schick:
www.bibelausstellung.de/artikel_4.htm
[6] www.danbrown.com
[7] Quelle: „Sakrileg – Daten, Fakten, Hintergründe“
www.clv.de
[8] Quelle: „Sakrileg – Geheime Evangelien?“ von Michael Kotsch – Logos
Aufklärung / Westdeutsche Zeitung vom 18. Mai 2006 S.6 Sophia Willems
[9]
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,404772,00.html
[10] www.opusdei.org
[11] Quelle: L’Osservatore della Domenica, 26.5.1966; abgedruckt in „Gespräche
mit Msgr. Escrivá de Balaguer“, Nr. 64.
[12]
http://de.opusdei.org/art.php?p=11842
[13] www.opusdei.org
[14] Focus Heft 16/2006 S. 116
[15] Focus Heft 16/2006 S. 117
[16] Focus Heft 16/2006 S. 120
[17] Quelle: Thomas-Evangelium, Logion 114. Zitiert nach Uwe Karsten Plisch:
„Verborgene Worte Jesu – Verworfene Evangelien“. Berlin: Evangelische
Haupt-Bibelgesellschaft und von Cansteinsche Bibelanstalt, 2000. S. 93-122, hier
S. 121
[18] Quelle: „Die Schriftrollen vom Toten Meer“ – A. Remmers
[19] Quelle: „Das Sakrileg unter der Lupe“ v. Nicky Gumbel – S. 27;
GerthMedien
[20] Quelle: Andrew Miller „Geschichte der christlichen Kirche“ Band 1
[21] Quelle: „Sakrileg – Daten, Fakten, Hintergründe“ www.clv.de
Copyright © by Stephan Isenberg
Dieser Artikel Sakrileg wurde uns mit freundlicher Genehmigung vom Autoren Stephan Isenberg zur Verfügung gestellt.
Weitere wertvolle Artikel finden Sie auf seiner Website www.faszination-bibel.de.
|