Bibel und christlicher Glaube

gottesbotschaft.de - 28.03.2024
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Warnung vor Selbstüberschätzung

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Warnung vor Selbstüberschätzung



Petrus sprach zu ihm (Jesus): Und wenn ich mit der sterben müsste, will ich dich nicht verleugnen. Das Gleiche sagten auch alle Jünger.

Matthäus 26, 35


Es geht um die Geschichte in Matthäus 26, Verse 31 bis 35, die unter der Überschrift, "Die Ankündigung der Verleugnung des Petrus" steht.

Petrus macht hier vollmundige Aussagen, wonach er niemals Ärgernis an Jesus nehmen werde, wenngleich dies andere auch täten, wobei ihm Jesus sagte, dass er IHN, ehe der Hahn kräht, dreimal verleugnen werde, wonach Petrus die Worte sprach, die Gegenstand der heutigen Betrachtung sind.

Ich bin davon überzeugt, dass Petrus, das, was er sagte, wirklich so meinte, dass es ihm ernst damit war und dass er selbst glaubte, was er sagte.

Und damit haben wir den geradezu klassischen Fall einer Selbsttäuschung, der sich bis heute ständig wiederholt:

Jemand macht im Brustton der Überzeugung eine Zusage, von der er selbst überzeugt ist, dass er sie halten wird. Ist es dann soweit, dass er zu seinem Wort stehen muss, kommen plötzlich Bedenken. Schlagartig wird klar, auf was man sich eingelassen hat und dass man die Folgen bis dahin überhaupt nicht bedacht hat. Folgen, die zu tragen, plötzlich unmöglich scheinen.

Wenn wir ehrlich gegen uns selbst sind, erinnern wir uns vielleicht an Versprechen, die wir gegeben und nie eingehalten haben oder wo wir viele "gute Gründe", oder besser: Ausreden, gefunden haben, mittels derer wir "dargelegten", warum die Zusage "so überhaupt nicht gemeint war".

Sich an eigenes Versagen zu erinnern, fällt naturgemäß etwas schwer. Aber sicher erinnern wir uns an Versprechen, die andere gegeben, aber nicht eingehalten haben, "weil sie so überhaupt nicht gemeint waren".

Dass Versprechen und Zusagen ständig gebrochen werden, ist nicht neu. Wir hören und lesen ständig davon. Auch von den Reaktionen der Getäuschten, die dann von "Lügnern", Betrügern" usw. sprechen. Mit Verurteilungen sollten wir aber vorsichtig sein.

Im Laufe des Lebens sollte man dazulernen und sich gut überlegen, ob man das halten kann und auch wirklich halten will, was man anderen verspricht und ob man über das Standvermögen verfügt, ein Versprechen auch dann zu halten, wenn es anders kommt und damit für einen selbst mit Opfern und Nachteilen verbunden ist.

Jesus hat, als Sohn Gottes, dem Petrus damals bis in die Tiefe seines Herzens gesehen und erkannt, dass Petrus im Ernstfall versagen wird. Ein Sprichwort sagt: "Es ist leicht zu einer Fahne im Frieden zu stehen, aber es ist schwer, sie im Krieg hochzuhalten." Aber Jesus hat dem Petrus später vergeben, und das sollten wir auch, wenn sich jemand bei seinen Versprechungen übernommen hat.

Viele Versprechen, wie zum Beispiel das Eheversprechen, können wir nur mit Gottes Hilfe und Beistand einhalten. Gott der treu und wahrhaftig ist, hält seine Versprechen. Bei den Menschen ist das so eine Sache. Wir tun deshalb gut daran nicht allen Versprechen zu glauben. Wir ersparen uns damit so manche Enttäuschung.

Im Übrigen auch Enttäuschungen über uns selbst, wenn wir erkennen müssen, dass wir ganz anders sind, als wir es von uns geglaubt haben. Petrus hat das schmerzlich erfahren müssen. Aber das ist nochmal ein Thema für sich.

Deshalb Vorsicht vor vollmundigen Aussagen. Vor eigenen ebenso wie vor denen anderer. Weil diese ein verbreiteter menschlicher Fallstrick sind, erinnern uns bis heute die Hähne auf den Kirchturmspitzen an die Verleugnung des Petrus und warnen uns vor vollmundigen Aussagen.




Bei dir, Jesu, will ich bleiben,
stets in deinem Dienste stehn;
nichts soll mich von dir vertreiben,
will auf deinen Wegen gehn.
Du bist meines Lebens Leben,
meiner Seele Trieb und Kraft,
wie der Weinstock seinen Reben
zuströmt Kraft und Lebenssaft.

Könnt ich´s irgend besser haben
als bei dir, der allezeit
soviel tausend Gnadengaben
für mich Armen hat bereit?
Könnt ich je getroster werden
als bei dir, Herr Jesu Christ,
dem im Himmel und auf Erden
alle Macht gegeben ist?

Wo ist solch ein Herr zu finden,
der, was Jesus tat, mir tut,
mich erkauft von Tod und Sünden
mit dem eignen teuren Blut?
Sollt ich dem nicht angehören,
der sein Leben für mich gab?
Sollt ich ihm nicht Treue schwören,
Treue bis in Tod und Grab?

Ja, Herr Jesu, bei dir bleib ich
so in Freude wie in Leid;
bei dir bleib ich, dir verschreib ich
mich für Zeit und Ewigkeit.
Deines Winks bin ich gewärtig,
auch des Rufs aus dieser Welt;
denn der ist zum Sterben fertig,
der sich lebend zu dir hält.

Bleib mir nah auf dieser Erden,
bleib auch, wenn mein Tag sich neigt,
wenn es nun will Abend werden
und die Nacht herniedersteigt.
Lege segnend dann die Hände
mir aufs müde, schwache Haupt;
sprich: ´Mein Kind, hier geht´s zu Ende;
aber dort lebt, wer hier glaubt.´

Bleib mir dann zur Seite stehen,
graut mir vor dem kalten Tod
als dem kühlen, scharfen Wehen
vor dem Himmelsmorgenrot.
Wird mein Auge dunkler, trüber,
dann erleuchte meinen Geist,
dass ich fröhlich zieh hinüber,
wie man nach der Heimat reist.


(Lied ' Bei dir, Jesu, will ich bleiben ', Philipp Spitta, 1829 )




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