Bibel und christlicher Glaube

gottesbotschaft.de - 18.04.2024
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Ein Menschen, der nach seiner Bekehrung wieder abfällt

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7. Das Herz eines Menschen, der nach seiner Bekehrung wieder mutwillig sündigt und die Sünde und den Satan in sich herrschen lässt


Dieses Bild stellt den inneren Zustand eines Sünders dar, den Christus im Evangelium (Lukas 11) also beschreibt: "Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausfährt, so durchwandert er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht; so spricht er: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er's gekehrt und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister zu sich, die ärger sind als er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie da, und es wird hernach mit demselben Menschen ärger als zuvor."
Welch ein entsetzlicher Anblick! Satan thront und wohnt, herrscht und gebietet in dem Herzen, das ehedem die Wohnung Gottes, der Tempel des Heiligen Geistes war. Die alten Sünden und Sündengräuel sind wieder da zu sehen; die abscheulichen Tiere haben sich wieder festgesetzt und hausen da als in ihrem Eigentum. Und woher kommt das? Der Mensch achtete die Gnade nicht, die er hatte; er vergaß die Reinigung von seinen vorigen Sünden und übte sich nicht in der Gottseligkeit und Heiligung. Und wer nicht fortschreitet, muss zurückgehen. Es gibt da keinen Stillstand. Wer nicht ernsthaft ringt, durch die enge Tür einzugehen, nicht standhaft und mutig fortwandelt auf dem schmalen Weg, nicht sorgfältig im Hass der Sünde und in der Verschmähung der Welt und ihrer Lust sich zu bestärken sucht und allen Gelegenheiten zur Sünde aus dem Wege geht, den zieht die List des Teufels, der Reiz der Sünde und die Lust der Welt bald wieder in ihre Netze. Und es wird, wie Petrus sagt (2. Petrus 2,22), das Sprichwort wahr: "Der Hund frisst wieder, was er gespieen hat", und: "Die Sau wälzt sich nach der Schwemme wieder im Kot", das heißt, der unwachsame, leichtsinnige Mensch fällt wieder in seine alten Sünden zurück und gibt sich den Lüsten und Neigungen wieder hin.
Der Heilige Geist flieht davon; denn wie kann Gottes Heiliger Geist bei einem unreinen Geist wohnen? Wie kann dasselbe Herz zugleich ein Tempel Gottes und eine Behausung der Teufel sein?
Der Engel, die Gnade, entfernt sich traurig, jedoch mit aufgehobenen Händen, anzuzeigen, dass Christus doch noch Mitleid mit dem elenden Sünder habe und ihm gleichsam bittend zurufe: "O wenn du es doch einmal erkenntest, was zu deinem Frieden dient! Gottes Vaterarm, das Herz deines Erbarmers stehen dir noch offen! Kehre wieder, du Abtrünniger! Ich will Mich noch einmal deiner erbarmen!" Aber er hört nichts mehr. Er sieht frech in die Welt hinein, er achtet nichts mehr, weder heimliche noch öffentliche Sünde und Schande. Er sieht nicht den Abgrund, in den er sich stürzt, kennt nicht die Gräuel, die in seinem Herzen sind, weil sein Glaube tot, der Stern alles Licht verloren hat und er vom Satan ganz verblendet ist.
Sieh, lieber Mitpilger, so steht es mit dir, wenn du deine Sünden bekannt, bereut und Vergebung erlangt hast, aber alsdann dich nicht mit Gottes Gnade vor der Sünde hütest, sondern dich ihr wieder in die Arme wirfst. Es ist nachher ärger und schlechter als zuvor; denn die Sünde und der Teufel setzen sich jetzt fester und wüten noch mehr in dir, und du bist jetzt ihr vollkommener Sklave und Knecht. Hüte dich also doch vor dem Rückfall in die alten Sünden und Gewohnheiten! Hast du einmal Gnade erlangt, der Sünde, dem Teufel abgeschworen, der Hoffart, dem Geiz, der Unkeuschheit, dem Neid, der Unmäßigkeit, dem Zorn, der Trägheit den Krieg angekündigt, so bleibe ihr ewiger abgesagter Feind und lass sie nie wieder in deinem Herzen aufkommen; verfolge sie, fliehe sie, wo und wie du kannst; denn sie werden allezeit wieder in dich zurückkehren, ihre alte Herberge einnehmen, ihr altes Recht behaupten wollen, und sowie du ihnen Raum und Platz lässt, so wird es bei dir hernach ärger denn zuvor.
Vertraue auf Gott, der mächtig genug ist, dir zu helfen und dir den Sieg über deine Feinde zu verschaffen! Wenn du auch fehlst, raffe dich wieder auf und kämpfe wieder! Mache nur nie Frieden mit der Sünde! Ergreife allezeit wieder die Hand der Allmacht, deines Erlösers! Er kann und will dir helfen. Sein Arm ist nicht zu kurz. Er ist der Stärkere. Er kann den Starkbewaffneten, den Satan, binden und hinauswerfen, ihm die Beute wieder abnehmen und dich frei machen. Wie sollst du denn dein Herz ein Haus der Teufel werden oder länger bleiben lassen, da du Gottes Tempel sein oder werden kannst?


Gebet

Gott, und zwar mein Gott und mein Vater, denn Dein Geschöpf bin ich: Du hast mich gemacht. Christus, Dein Erlöster bin ich; Du, mein Heiland, bist auch mir gemacht von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung. Du sitzest auch für mich zur Rechten Gottes, hast auch für mich alle Gewalt, alle Macht in Deiner Hand, mich von Sünde, Tod und Teufel zu erlösen, wenn ich auch ihr Sklave und Gefangener bin. Du hast Gaben empfangen auch für die Abtrünnigen (Psalm 68,19), also auch für mich, wenn ich von Dir gewichen bin. Du nimmst Dich aller Sünder an, verstößt keinen, der zu Dir sich wendet.
Sieh, hier bin ich und schreie zu Dir um Gnade und Erbarmung! Du willst, Du kannst alle retten. Keiner liegt Dir zu tief im Abgrund, Du kannst und willst ihn herausreißen.
Entreiße mich der Sklaverei der Sünde und des Teufels; nicht länger sollen die Sünde und der Satan in mir hausen. Dir gehört mein Herz, und Du hast es mit Deinem Blut erkauft, es ist Dein, Du kannst es keinem anderen lassen. So sende Dein Licht, dass die Finsternis weiche; gib Deinen Geist, dass Satan fliehe! Verleihe mir Deine Gnade, dass die Sünde ihren Stachel verliere; zertritt den Satan unter meine Füße, vernichte seine Macht und lass mich frei werden! Amen.


Bleib bei Jesu, meine Seele,
nimm dein Heil beständig wahr,
denn in dieser Leibeshöhle
schwebst du immer in Gefahr.

Halt ja deine Krone feste,
halte gläubig, was du hast;
recht beharren ist das Beste,
Rückfall wird zur schweren Last.

Wahre Treu liebt Christi Wege,
steht beständig auf der Hut,
wird in ihrem Lauf nicht träge,
hält dem Fleische nichts zugut.



Johannes Goßner (1773-1858)



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