Bibel und christlicher Glaube

gottesbotschaft.de - 19.04.2024
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Das Innere eines Sünders, der an Christus gläubig wird

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Beitrag

3. Der innere Zustand eines Sünders, der an Christus und das Evangelium gläubig und mit dem Heiligen Geist erfüllt wird


Der Sünder, durch den Anblick seiner Sünden und durch die Güte und Langmut Gottes, die ihn so lange getragen und zur Buße geleitet hat, mürb und matt, d. h. zerknirscht, gerührt, erweicht in seinem Herzen, weint jetzt Tränen der herzlichsten Reue. Es schmerzt ihn im Innersten der Seele, Gott, diese große Liebe und Langmut, so schrecklich und so oft beleidigt, verlassen, verkannt, verachtet und dagegen dem Teufel so lange gedient zu haben.
Wenn er nun so durch die zuvorkommende Barmherzigkeit zubereitet ist, so wird erfüllt, was die Schrift sagt: "Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenes Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagen Gemüt haben" (Psalm 34,19); "der Herr heilt, die zerbrochenes Herzens sind" (Psalm 147,3). Der Engel - oder die Gnade - tritt jetzt vor sein Herz, hält ihm Jesus Christus, den Gekreuzigten, und das Evangelium vor; das ist, es wird ihm verkündigt die frohe, seligmachende Botschaft, dass Christus in die Welt gekommen ist, solche Sünder, wie er ist, selig zu machen, dass Er für die Sünder gestorben und Vergebung der Sünden und ewiges Leben erworben habe. Es wird also den zerknirschten, zerschlagenen, gebeugten und verlegenen Herzen von Gott in Christus Gnade, Vergebung, Heil und Leben und ewige Seligkeit angeboten.
Nimmt nun der Sünder dieses Anerbieten im Glauben und in demütiger Zuversicht an, ergreift er Jesus Christus, den Gekreuzigten, Sein Leiden, Seinen Tod, Sein Verdienst, glaubt er lebendig, dass das alles für ihn geschehen, ihm geschenkt, umsonst und aus Gnaden geschenkt sei, so empfängt er wie alle Gläubigen an Christus den Heiligen Geist, und der Heilige Geist gibt Zeugnis seinem Geist, dass ihm jetzt seine Sünden vergeben und dass er ein Kind Gottes sei; denn der Heilige Geist erfüllt das Herz mit Friede, Freude und Gerechtigkeit, und so ist wahrhaftig das Reich Gottes bei ihm eingekehrt.
Nun fließen zwar auch noch Tränen, aber nur Tränen des Dankes, der Freude und Hingebung an den, der ihn von aller Sünde erlöste und mit Seinem Geist erfüllte. Leib und Seele freuen sich jetzt im lebendigen Gott. Der Stern glänzt im Herzen, weil der Glaube lebendig geworden ist. Die Feinde seines Heils, die gräulichen Tiere, Satan und sein Anhang, sind nun ganz aus dem Herzen verschwunden, und es heißt nun: "Solche sind euer etliche gewesen; aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes" (1. Kor. 6,11).
O wie herrlich, wie selig, wie erfreulich ist der Herzenszustand eines so begnadigten Sünders! Er möchte ein Loblied nach dem anderen anstimmen. Er kann sich seines Heilands und Seiner Gnade nicht genug freuen. Seine Liebe und Barmherzigkeit nicht genug bewundern, nicht genug danken.
Er soll aber bei all dieser Freude in heilsamster Furcht und Wachsamkeit bleiben und nicht sicher werden, denn die Tiere, die Sünden, sind zwar außerhalb des Herzens - Satan hat sein Recht und Gewalt über ihn verloren -, aber er ist doch nicht weit entfernt, und er und die Sünde lauern Tag und Nacht, um wieder dahin zurückzukehren, woraus sie vertrieben sind. Er ist desto mehr erbittert, je mehr er verloren hat. Darum wachet und betet!


Gebet

Göttlicher Heiland, wie kann ich mich Deiner Gnade und Liebe genug freuen, wie genug Dir danken für Dein herrliches, seligmachendes Evangelium! Du hast mich in Deinem Blut Erlösung, das ist Vergebung aller meiner Sünden, finden lassen (Eph. 1,7). Du hast mich versiegelt und in mein Herz das Pfand, den Geist, gegeben (2. Kor. 1,22). O belebe meinen Glauben immer mehr! Erleuchte immer mehr die Augen meines Gemüts, damit ich erkennen lerne die Schätze, die Güter, all den himmlischen Segen, den Du mir durch Dein Leiden und Deinen Tod erworben und mir in Deinem Evangelium anbietest! O wie hast Du mich begnadigt, beseligt, bereichert! Ich, der ich zuvor eine Wohnung des Satans war, bin jetzt ein Tempel des Heiligen Geistes. Ich, zuvor ein Sklave der Sünde, bin jetzt ein Kind Gottes. Ich, zuvor eine Behausung der unreinen Geister, jetzt die Freude der Engel. Ich, in dem zuvor die Sünde wütete und der Satan herrschte, fühle jetzt nur Freude und Friede und Gerechtigkeit im Heiligen Geist, der in mir wohnt und mir von Gott geschenkt ist. Die Feinde des Heils sind vertrieben: die Fesseln, die mich in der Sklaverei der Sünde und des Teufels gefangen hielten, sind zerbrochen, und ich bin frei - mir ist Barmherzigkeit widerfahren. Ich habe Gnade gefunden. Wie kann ich Dir genug danken! Dein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Nur eins bitte ich Dich, liebster Heiland: lass mich nicht und tue nicht von mir Deine Hand ab, Gott, mein Heil! (Psalm 27,9). Erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich Deinen Namen fürchte (Psalm 86,11). Bewahre mich, dass ich nie sicher werde, sondern allezeit wache, dass ich nie wieder vom Feind überlistet und von der Sünde betrogen werde! Deine Gnade befestige mein Herz, dass es die Sünde allezeit hasse und jede Gelegenheit zur Sünde wie die Hölle fliehe! Du hast mich frei gemacht, lass mich nie wieder Sklave werden! Du hast mein Inneres Dir geheiligt, lass es nie wieder entweiht und entheiligt werden! Mein Herz bleibe ein Tempel des Heiligen Geistes, ein Haus und Sitz des Friedens, der Freude und der Gerechtigkeit im Heiligen Geist. Amen.




Johannes Goßner (1773-1858)



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